Hormonwirkung durch Shampoo, Zahnpasta und Sonnenschutz

Der BUND warnt vor Hormoncocktail in Körperpflegeprodukten

Teilen!

Von Wolfgang Mulke

24. Jul. 2013 –

Wirtschaft / Verbraucher / Körperpflege / Mulke

Am Ende des Textes finden Sie einen ergänzenden Kasten zur App

 

Meist unbedacht benutzen Konsumenten gleich eine ganze Reihe von Körperpflegeprodukten am Tag. Von der Zahnpasta, über das Duschgel oder Shampoo bis hin zur Körperlotion und Sonnenschutzmitteln. Im Durchschnitt geht die EU-Kommission von zehn bis zwölf Produkten an Tag aus, zu denen jeder Verbraucher greift. Mit dem Gebrauch könnten nach Angaben des Bundes für Umwelt- und Naturschutz in Deutschland (BUND) Gesundheitsgefahren verbunden sein. Denn bei einer Untersuchung von gut 60.000 Produkten im Handel fanden die Organisation bei fast jedem dritten Inhaltsstoffe, die wie Hormone wirken.

 

Die Industrie setzt die kritisierten Stoffe vor allem als Konservierungsmittel oder als UV-Filter beim Sonnenschutz ein. Über die Haut können diese Chemikalien in den Körper gelangen. Diese Zutaten sind erlaubt. „Ein einzelnes Produkt macht nicht krank“, stellt die Chemieexpertin des BUND, Sarah Häuser, fest. Die Gefahr lauere vielmehr in dem Cocktail, der durch die Verwendung vieler unterschiedlicher Gels oder Lotionen entstehe. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat diese Chemikalien in diesem Jahr schon als globale Bedrohung bezeichnet. Sie werden mit einem verstärkten Auftreten von hormonbedingtem Hoden- oder Brustkrebs in Verbindung gebracht. Auch die in Europa immer häufiger verminderte Zeugungsfähigkeit junger Männer sowie die immer früher beginnende Pubertät bei Mädchen steht eventuell im Zusammenhang mit jenen Stoffen. Häuser zufolge wurden in der Schweiz in drei von vier Muttermilchproben von Frauen UV-Filter nachgewiesen.

 

Die BUND-Studie weist in fast jedem dritten Körperpflegemittel hormonwirksame Substanzen nach. Nur bei mit einem Gütesiegel ausgezeichnetes Naturkosmetika können sich Verbraucher sicher sein, dass sie dieses Risiko ganz vermeiden. Die Marktführer der Branche setzen die Stoffe besonders häufig ein. In fast jeder zweiten Creme oder Deo von Beiersdorf, bekannt durch Marken wie Nivea oder 8x4 wurden die Fachleute fündig. Ebenso häufig verwendet Procter & Gamble mit den Marken Wella oder Head & Shoulders die Chemikalien. Knapp dahinter rangiert L'Oreal. Dabei geht es auch anders, wie die Drogeriemarktkette dm beweist. In deren Eigenmarken Alverde und Balea werden die umstrittenen Zutaten nur knapp jedem fünften Produkt beigemischt.

 

Die Hersteller weisen den Verdacht gesundheitlicher Risiken zurück. „Vereinzelte Warnungen wegen vermuteter hormonähnlicher Wirkung bestimmter Inhaltsstoffe sind unbegründet“, teilte der Industrieverband Körperpflege und Waschmittel (IKW) stellvertretend für die betroffenen Firmen mit. Kosmetische Mittel könnten bedenkenlos angewendet werden. Die Substanzen kämen in so geringen Mengen mit dem menschlichen Körper in Kontakt, dass eine hormonähnliche Wirkung nicht entstehen könne. Dabei beruft sich der Verband auch auf das Bundesamt für Risikobewertung (BfR), das bislang keine Belege für eine Gesundheitsgefährdung gefunden hat. Dennoch fordert der BUND die Hersteller auf, die umstrittenen Chemikalien durch andere Stoffe zu ersetzen.

 

Das Bundesverbraucherministerium setzt sich für ein Teilverbot bestimmter Stoffe ein. So soll für zwei Substanzen der Einsatz in Babywindeln in der EU verboten, die Grenzwerte für deren sonstigen Einsatz gesenkt werden. Für fünf weitere Zusätze, deren Unbedenklichkeit nicht erwiesen werden konnte, wird ein Verbot angestrebt.

 

 

Kasten: App hilft

 

Verbraucher können leicht selbst feststellen, ob die Lotion oder Zahnpasta im Handel diesbezüglich unbedenklich ist. Der BUND hat die App Toxfox für das Handy entwickelt, dass nach dem Einscannen des Barcodes sogleich anzeigt, ob die verdächtigen Zutaten im Produkt enthalten sind. Im Moment gibt es die kostenlose App nur für das I-Phone. Alle anderen Besitzer von Smartphones können über die mobile Webseite www,bund.net/toxfox zur Prüfung schreiten. Dort müssen sie dann die Nummer unter dem Code eingeben.

 

 

 

« Zurück | Nachrichten »