Ignoranten

Kommentar

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Von Wolfgang Mulke

27. Aug. 2009 –

Den Herstellern von Kinderwagen sind ihre kleinen Endkunden offenkundig überwiegend schnuppe. Anders lässt sich die geringe Lernfähigkeit der Branche nicht erklären. Schon mehrfach hat die Stiftung Warentest eine unangemessene Schadstoffbelastung der Produkte festgestellt. Der jüngste Test zeigt, dass sich daran nichts geändert hat. Diese Ignoranz ist nicht nachvollziehbar.

Die Firmen können sich zwar auf die geltende Gesetzeslage berufen. Danach sind ihre Kinderwagen verkehrsfähig, das heißt, die geltenden Richtlinien werden eingehalten. Das liegt aber in erster Linie an einem Versäumnis des Gesetzgebers. Solange es keine Grenzwerte für bestimmte Stoffe gibt, können diese eben auch nicht überschritten werden. Diese Lücke muss möglichst bald geschlossen werden.

Der Verweis auf Recht und Ordnung zieht außerdem nicht. Gerade von denen, die Produkte für Kinder anfertigen, kann eine besondere Sorgfalt verlangt werden. Wenn möglicherweise gesundheitsgefährdende Chemikalien gefunden werden, sollte schon aus Gründen der Vorsorge auf eine andere Produktionsweise umgestiegen werden. Das gebietet ein verantwortliches unternehmerisches Handeln, auch wenn der Gesetzgeber dies nicht ausdrücklich vorschreibt. Natürlich ist es aufwändig, in Fabriken irgendwo am Rande der Welt auf die Einhaltung der erwünschten Standards zu achten. Doch die Eltern erwarten dies, und zwar zu Recht, zumal sich die Hersteller ihre Produkte gut bezahlen lassen.

Eltern müssen sich trotz der alarmierenden Testergebnisse wohl keine unmittelbaren Sorgen machen. Eine akute Gesundheitsgefahr besteht bei keinem Produkt. Die langfristigen Risiken sind jedoch schwer abzuschätzen. Deshalb werden sicher viele Eltern zu den zwar immer noch nicht guten, aber wenigstens erträglichen Kinderwagen greifen und so mit den Füßen über das Verhalten mancher Hersteller abstimmen. Vielleicht denken die betreffenden Unternehmen unter diesem Druck ja um. Zeit dafür wird es.

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