Immer älter, immer weniger

Zuwanderung sorgt für eine bessere demographische Entwicklung in Deutschland. Dennoch kommen auf die Erwerbstätigen schwere Zeiten zu.

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Von Wolfgang Mulke

28. Apr. 2015 –

Die hohe Zahl an Zuwanderern in den vergangenen Jahren mildert die zunehmende Alterung der Bevölkerung in Deutschland. Die Einwohnerzahl wird daher in den kommenden Jahrzehnten nicht so stark zurückgehen, wie zuletzt angenommen. Das geht aus der jüngsten Prognose des Statistischen Bundesamtes (destatis) hervor. „Die Bevölkerungszahl wird von heute 81 Millionen noch fünf bis sieben Jahre steigen und anschließend auf 68 bis 73 Millionen im Jahr 2060 zurückgehen“, erläutert der Präsident der Behörde, Roderich Egeler. Im Vergleich zur letzten Schätzung sind dies drei Millionen Menschen mehr.

 

Der jüngste Trend ändert allerdings nicht an der Dramatik der demographischen Entwicklung. So werden die Sozialsysteme langfristig erheblich unter Druck geraten, weil es immer mehr alte Menschen gibt, die von den Erwerbstätigen mitfinanziert werden müssen. Im Jahr 2013 kamen auf 100 Einwohner im erwerbsfähigen Alter 34 Rentner. Am Ende des Prognosezeitraums werden 100 Erwerbstätige 65 Senioren im Alter von über 65 Jahren finanzieren. Die Anhebung des Rentenalters auf 67 Jahre verbessert die Situation zwar, die Belastung der arbeitenden Bevölkerung steigt jedoch trotzdem stark an.

 

Die Statistiker haben verschiedene Varianten der Bevölkerungsentwicklung berechnet. 2013 ist das Ausgangsjahr. Einfluss haben Faktoren wie die Lebenserwartung, die Zuwanderung, die Geburtenrate oder die Sterblichkeit. Das Bundesamt rechnet mit einer weiter steigenden Lebenserwartung. Bei einem leichten Anstieg können im Jahr 2060 geborene Jungen mit einem 85 Jahre dauernden Leben rechnen, sieben Jahre mehr als heute. Mädchen werden mit 89 Jahren nur noch sechs Jahre älter als heute. Auch einen noch stärkeren Anstieg halten die Experten für möglich.

 

Bei der Geburtenrate rechnen die Fachleute nur mit geringeren Veränderungen. Sie wird in einem Szenario bei 1,4 Kindern pro Frau stagnieren, bestenfalls auf 1,6 ansteigen. Bei der Sterblichkeit macht sich im Verlauf der Jahrzehnte dann der Alterungsprozess stark bemerkbar. Es leben mehr Menschen ab als geboren werden. So sinkt die Bevölkerungszahl im Verlauf der Jahre immer weiter ab. Bei einer gleichbleibenden Geburtenrate werden 2060 eine halbe Million Menschen mehr sterben als das Licht der Welt erblicken.

 

Eine große Unbekannte ist die Zuwanderung, die in den letzten Jahren deutlich höher ausgefallen ist als erwartet. Im laufenden Jahr rechnet das Amt mit einem Plus von 500.000 Neubürgern. Auf diesem Niveau bleibt die Entwicklung jedoch nicht. Ab dem nächsten Jahrzehnt gehen die Statistiker von einer Zahl zwischen 130.000 und 230.000 pro Jahr aus. Das reicht nicht, um die Lücke bei den Geburten auszugleichen.

 

Unter dem Strich bleibt die Erkenntnis, dass Deutschland eine überalterte Bevölkerung ins Haus steht. Heute ist jeder fünfte Einwohner noch keine 20 Jahre alt. 61 Prozent sind zwischen 20 und 64 Jahre alt, jeder Fünfte ist im Rentenalter. 2060 wird ein Drittel der Bevölkerung über 65 Jahre alt sein, jeder achte sogar mehr als 80 Lebensjahre vorweisen können. Nur noch jeder zweite ist dann im Erwerbtätigenalter. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen geht auf 16 Prozent zurück.

 

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