Internetauftritt kann Karrierebremse sein

Arbeitgeber suchen im Netz Informationen über Bewerber / Persönliche Äußerungen können Chancen vermasseln

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Von Wolfgang Mulke

21. Aug. 2009 –

Das Internet kann für Stellensuchende zur Karrierefalle werden. Einer Studie des Bundesverbraucherministeriums zufolge suchen viele Unternehmen gezielt Webseiten mit Informationen über Bewerber. 28 Prozent von 500 befragten Personalmanagern gehen online auf Spurensuche.

Die im Netz gewonnenen Informationen fließen in das Auswahlverfahren ein. Jede vierte Firma, die so verfährt, hat Bewerber schon einmal aufgrund dessen Selbstdarstellung im Internet abgelehnt oder gar nicht erst zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Allerdings hat gut die Hälfte der Personalstellen Informationen gefunden, die Kandidaten erst interessant werden ließen. Auch sehr persönliche Informationen sind gefragt. So stöbert ein Drittel der Unternehmen gezielt in sozialen Netzwerken wie Facebook, StudieVZ oder My Face, bevor eine Personalentscheidung getroffen wird. Die Nutzer dieser Webseiten tauschen vornehmlich persönliche Nachrichten aus oder kommunizieren über ihre Hobbys und anderweitige Vorlieben.

Kaum noch Chancen haben Bewerber, die sich im Internet negativ über ihre Arbeit oder den Chef äußern. Drei Viertel beurteilen derlei Äußerungen negativ. Sehr private Inhalte kommen bei fast jeder zweiten Personalstelle schlecht an. Bilder vom Trinkgelage angehender Azubis auf einer Party können deren Zukunftschancen deutlich schmälern. Umgekehrt helfen manche Informationen auch bei der Einstellung. Angaben zu Hobbys oder einem sozialen Engagement steigern bei 60 Prozent der Onlinefahndern das Interesse am Kandidaten.

Das Ministerium ließ nur Unternehmen befragen. Gezielte Onlinerecherchen könnten aber auch von anderen Arbeitgebern durchgeführt werden. „Da ist der öffentliche Dienst weitgehend sauber“, schätzt der Sprecher der Bundesregierung, Klaus Vater.

Verbraucherministerin Ilse Aigner warnt vor allzu großer Offenheit im Netz. „Die unbekümmerte Preisgabe persönlicher Daten im Netz kann zu Stolperstein für die berufliche Karriere werden“, befürchtet die CSU-Politikerin. Rechtlich sind die Spähaktionen in Ordnung. Die Informationen im Internet können, wenn sie für alle frei zugänglich sind, auch von jedem ganz legal eingesehen werden. Experten raten daher schon seit langem zu großer Vorsicht. Persönliche Fotos können beispielsweise kaum mehr entfernt werden, wenn sie erst einmal den Weg ins Netz gefunden haben.

Weltweit werden ständig Daten aus dem Internet kopiert, weitergegeben oder archiviert. Niemand kann genau wissen, wo seine Informationen schon abgespeichert worden sind. Suchmaschinen zeigen mitunter noch lange nach der Löschung den Hinweis auf einen Eintrag. Das Onlinemagazin Netzwelt macht schon einen Gegentrend aus. Immer häufiger feilen Internetnutzer mit Hilfe von Profis an einem bestimmten Image im Netz.



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