Investieren ohne Waffen und Atom

Das Forum Nachhaltige Geldanlage verleiht erstmals sein Siegel an öko-soziale Wertpapierfonds, die Privatanlegern offenstehen

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Von Hannes Koch

08. Dez. 2015 –

Privaten Kapitalanlegern, die ihr Vermögen mit gutem Gewissen investieren wollen, steht eine neue Orientierungshilfe zur Verfügung. Am Dienstag verlieh das Forum für Nachhaltige Geldanlagen (FNG) erstmals sein Siegel für Publikumsfonds. 34 Misch-, Aktien- und Rentenfonds aus der Schweiz, Österreich, den Niederlanden und Deutschland erhielten den ökologisch-sozialen Qualitätsstempel.

 

Das Forum versteht sich als Branchenverband für verantwortliche Geldanlage, in dem allerdings auch konventionelle Institute wie Credite Swiss oder die DekaBank Mitglied sein können. Die Vergabe des Siegels überprüft ein Komitee, in dem unter anderem eine Vertreterin des Rates Nachhaltige Entwicklung, der die Bundesregierung berät, und eine Expertin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen sitzen.

 

Banken und Institute haben ihre Fonds für das Siegel vorgeschlagen. Vier Fonds wurden abgelehnt – welche, wollte das FNG nicht mitteilen. Die 34 ausgezeichneten müssen Basiskriterien erfüllen. Dazu gehört, dass sie nicht in Wertpapiere von Unternehmen investieren, die Waffen herstellen oder mit der Produktion von Atomenergie zu tun haben. Außerdem dürfen die enthaltenen Firmen nicht gegen die Prinzipien des Global Compact, des Wirtschaftsnetzwerkes der Vereinten Nationen verstoßen. Sie sind also verpflichtet, die international anerkannten Menschen- und Arbeitsrechte zu respektieren, die Umwelt zu schützen, sowie auf Korruption zu verzichten.

 

Die UN-Prinzipien sind recht unscharf formuliert. So fordern sie beispielsweise, dass Unternehmen das Recht ihrer Beschäftigten anerkennen, über die Löhne und die Arbeitsverhältnisse zu verhandeln. Dass die Firmen existenzsichernde Löhne zahlen und die Maximalarbeitszeit von 60 Stunden pro Woche einhalten, ist aber nicht Bestandteil der Kriterien. FondsmanagerInnen, die das FNG-Siegel erhalten wollen, müssen immerhin nachweisen, wie sie solche Aspekte bei den Unternehmen überprüfen, in die sie investieren.

 

Neben dem FNG-Siegel existieren im deutschsprachigen Raum weitere Zertifikate für Geldanlagen mit gutem Gewissen, beispielsweise das Österreichische Umweltzeichen und Luxflag aus Luxemburg. Deutlich strenger als das FNG-Zeichen ist in Deutschland das Ecoreporter-Siegel. Für Banken, die es erhalten wollen, reicht es nicht, nur einen nachhaltigen Aktienfonds aufzulegen. Sie müssen stattdessen nachweisen, dass sie auch in ihrem Kerngeschäft sozial und ökologisch arbeiten. Das heißt, sie dürfen etwa keine Kredite an Bergwerksunternehmen vergeben, die klimaschädliche Steinkohle zur Energiegewinnung fördern.

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