Karstadt wird gebraucht

Kommentar von Hannes Koch

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Von Hannes Koch

16. Jul. 2014 –

Das Kaufhaus ist tot, es lebe das Kaufhaus. Dieses Konsum-Konzept, das uns seit 130 Jahren begleitet, ist nicht überholt. Aber man muss es modernisieren. Das ist Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen offenbar zu teuer – und wahrscheinlich auch zu anstrengend. Vielleicht hilft hier ein Rat: Komm, Junge, werd mal erwachsen. Verkrümeln gilt jetzt nicht.

 

Entgegen der Meinung mancher Experten hat das Kaufhaus, in dem es fast alles gibt, nicht ausgedient. Beleg: Hunderttausende Verbraucher in Deutschland nutzen diese Angebotsform noch immer – auch wenn die Konkurrenz von Spezialanbietern, Textildiscountern und Internet härter wird. Dadurch schreibt Karstadt Verlust. Trotzdem bieten Kaufhaus-Ketten eine Kombination von Vorteilen: günstige Preise durch große Menge, vielfältiges Angebot vom Anzug über den Topf bis zum Zelt, außerdem physische Präsenz. Gerade letztere ist wichtig, denn im Online-Shop kann man die Schuhe nicht anprobieren. Eine Rettung des Kaufhaus-Konzepts liegt wahrscheinlich in der Annäherung an Shopping-Malls. Das Prinzip „unter einem Dach“ bleibt erhalten, das Risiko jedoch wird auf mehr Anbieter verteilt. Anstatt Politik-Philosophie auf hohem Niveau zu betreiben, sollte Herr Berggruen sich in die tägliche Arbeit reinhängen, zwei oder drei seiner Häuser entsprechend umbauen und die Ergebnisse analysieren.

 

Das allerdings kostet Geld. Doch ein paar hundert Millionen Euro kann der Mann erübrigen. Mindestens ist er in der Lage, sie zu beschaffen. 2013 schätzte das Forbes Magazine sein Vermögen auf etwa 1,3 Milliarden Euro. Das sind 1.300 Millionen. Finanziell kann ihm nichts mehr passieren. Nicolas Berggruen hat die Wahl: ruinierter Ruf oder König der Kaufhauses. Karstadt wird gebraucht.

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