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Kein Verlass auf Handelsmarken

Sparserie Teil 4: Verzicht auf gute Namen kann sich lohnen / Die Qualität können Kunden nicht erkennen

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Von Wolfgang Mulke

25. Jul. 2008 –

Der Blick auf den Preis des Joghurtdrinks der Edeka-Eigenmarke „gut und günstig“ erfreut den Kunden. Mit 2,39 Euro pro Kilogramm ist das „probiotische“ Fitnessgetränk deutlich billiger als die 4,11 Euro teure Version eines bekannten Markenherstellers. „Schmeckt genauso“, stellt eine Kundin fest, „quietschsüß wie die anderen.“ Die so genannten Handelsmarken sind seit Jahren auf dem Vormarsch. Gerade bei Produkten, bei denen es nicht auf eine Top-Qualität ankommt, greifen Verbraucher gerne zu den günstigeren Angeboten. Der Preisunterschied ist oft enorm, 30 bis 50 Prozent Differenz zum Markenprodukt sind nicht selten.

Dabei kommen die Billigwaren häufig aus denselben Fabriken wie die teurere Alternative. Mit etwas Mühe lässt sich der Hersteller sogar ermitteln. Fleisch, Wurst oder Milchprodukte tragen auf der Verpackung eine Nummer, zum Beispiel verbirgt sich hinter der Kennzeichnung „BW 033“ die Großmolkerei Campina. Welche Firma zum Aufdruck gehört, steht im Internet im Verzeichnis des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Von der Pizza bis zum Kaffee laufen Billig- und Edelmarken vom selben Band laufen.

Die großen Preisunterschiede haben vor allem einen Grund. Handelsmarken sind billiger, weil weder Entwicklungs- noch große Werbekosten anfallen. Aber auch bei den Zutaten und den Herstellungsverfahren wird bisweilen gespart, weiß der Lebensmittelchemiker Udo Pollmer vom Europäischen Institut für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften. So werde beim Kräuterfrischkäse statt der Blätter schon mal der Stängel verarbeitet. Bei der Tiefkühlpizza werde auf teure Technik verzichtet, die den Teig vorm Austrocknen bewahrt. Selbst bei gleichen Inhaltsstoffen kommen so am Ende unterschiedliche Ergebnisse heraus.

Bei welcher Billigware sich der Griff ins Regal lohnt, lässt sich nicht generell sagen. „Der Kunde kann die Produktqualität nicht erkennen“, erläutert Pollmer. Selbst die Inhaltsangaben auf der Verpackung helfen nicht weiter. Die Technologien der Fabrikanten sind so gewieft, dass selbst der Geschmackstest wenig über die Qualität der Ware aussagt. Doch in der Regel können die Eigenlabel der Handelsketten mit den Markenartikeln mithalten. Das belegen die Tests von Verbraucherschützern. Dort schneiden die Produkte oft gut ab, wozu auch die steigenden Anforderungen der Filialisten an die Hersteller beitragen. „Handelsketten versuchen konstante Qualitäten herzustellen“, sagt Birgit Rehlender von der Stiftung Warentest. Anders gesagt: Mit No-Name-Waren lässt sich das Haushaltsbudget entlasten, allerdings ohne die Qualitätsgarantie der Markenhersteller.

Ähnlich uneinheitlich fallen die Testergebnisse bei anderen Waren aus. Die Stiftung Warentest nimmt regelmäßig Aktionsware der Discounter unter die Lupe. Wer darauf achtet, kann sich manches Schnäppchen sichern, vor allem aber Enttäuschungen vermeiden. Das zeitweilig von Penny angeboten Fahrradschloss für 5,99 Euro hielt beispielsweise Diebe kaum ab, weil unter dem dicken Plastikmantel nur ein dünner Metallstrang verlief. Ein günstiges Navigationsgerät von Aldi fanden die Tester dagegen gut.

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