Kein Verlaufen mehr am Bahnhof

Ab 2016 gibt es auch in der zweiten Klasse des ICE kostenloses Wlan. Die Bahn-App erhält weitere Funktionen.

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Von Wolfgang Mulke

05. Jun. 2015 –

Die Deutsche Bahn will den Fahrgästen mit neuen digitalen Angeboten das Reisen erleichtern. Niemand solle erst auf dem Bahnsteig lesen, dass der Zug heute in einer anderen Wagenfolge komme, verspricht Bahnchef Rüdiger Grube. Dazu wird die App des Unternehmens um einige Funktionen erweitert. Ab Ende Juni werden alle Informationen zu einer Buchung mobil abrufbar sein. „In einem nächsten Schritt wióllen wir den Kunden im Bahnhof an die Hand nehmen“, sagt Grube. Per App werde der Fahrgast durch die Station zum richtigen Gleis und dem reservierten Zug geleitet. Allerdings räumt der Vorstand ein, dass die Navigation innerhalb der Bahnhöfe noch problematisch sei.

 

Die Bahn setzt voll auf die Digitalisierung. Dazu gehört auch, dass Kunden über das Smartphone ab dem Monatsende auch verfügbare Carsharing-Autos und Mietfahrräder am Zielort buchen können. Mehr als 7.000 Autos sind dafür verfügbar. Mit dem Dienst „Flinc“, der derzeit im Schwarzwald als Modellversuch erprobt wird, können Fahrgäste sich eine Kombination aus öffentlichem Nahverkehr und einer Automitfahrt suchen. Auf diese Weise will die Bahn die ländlichen Gebiete besser versorgen. Und auch in den Zügen wird die mobile Kommunikation nach und nach ausgebaut. „Das kostenlose Surfen in der ersten Klasse wird sehr gut angenommen“, berichtet Grube. Im Laufe des Jahres 2016 werde dieser Service dann auch in der zweiten Klasse angeboten.

 

Das nächste Ziel ist der Nahverkehr. Am runden Tisch sitzen derzeit die Mobilfunkanbieter, Nahverkehrsunternehmen und Länder zusammen, und tüfteln an einem flächendeckend besseren Wlan-Empfang. Die Internetnutzung in allen Zügen soll nach Angaben von Verkehrsminister Alexander Dobrindt zum Normalfall werden. „Ich glaube, dass künftige Verkehrsausschreibungen die Verfügbarkeit von Wlan vorschreiben“, sagt der Minister. Dobrindt hofft auch auf einen zügigen Ausbau des Mobilfunknetzes und einen lückenlosen Empfang im gesamten Bahnnetz. Das müssen die Mobilfunkfirmen leisten, wenn die die gerade zur Versteigerung anstehenden Frequenzen erhalten wollen.

 

„Es wird eine völlig andere Welt“, vermutet Grube mit Blick auf weitere Digitalisierungstrends. Denn auch hinter den Kulissen will die Bahn neue Technologien nutzen. So werden Sensoren bei Aufzügen und Fahrtreppen angebracht, die Fehlfunktionen rasch melden und damit die Reparatur in Gang setzen. Die Fahrgäste werden dadurch seltener vor kaputten Transportanlagen stehen.

 

Insgesamt 150 Projekte umfasst der Katalog der Digitalisierung der Bahn. Manche Vorhaben klingen aus heutiger Sicht noch reichlich futuristisch. So könnten die Wartungstechniker der Züge künftig mit einer Google-Brille herumlaufen. Aufträge werden ihnen dann direkt vor die Augen geschrieben. Auch von 3-D-Druckern verspricht sich Grube noch viel. Die Bahn druckt sich ihre Ersatzteile damit bald dort aus, wo Mechaniker sie benötigen. Drohnen liefern Ersatzteile an den Einsatzort. Viele der Pläne sind noch Zukunftsmusik. Aber Grube will sein Unternehmen an die Spitze der Digitalisierung stellen.

 

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