Keine Kreditklemme für Verbraucher

Schuldenprobleme sind nicht weiter gewachsen / Nord-Süd-Gefälle bei der Zahlungsfähigkeit

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Von Wolfgang Mulke

27. Nov. 2008 –

Die Verbraucher bekommen die Finanzmarktkrise am Bankschalter bisher nicht zu spüren. „Die Kreditvergabe hat sich nicht geändert“, sagte der Chef der Auskunftei Schufa, Rainer Neumann, bei der Vorstellung des Schulden-Kompass 2008 am Donnerstag in Berlin. Es gibt also weiterhin Darlehen, auch im Handel. Nur bei den Autokrediten stellt die Schufa eine rückläufige Tendenz fest. Dies dürfte aber eher an den Kunden liegen, die derzeit keine neuen Autos haben wollen.

 

Auch auf die Zahlungsfähigkeit haben Krise und Abschwung noch keine Auswirkungen gezeitigt. Laut Schufa sind 2,8 Millionen Haushalte in Deutschland überschuldet, können also ihre Rechnungen nicht mehr pünktlich begleichen. Die Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben. Regional gibt es allerdings beträchtliche Unterschiede. Jeder neunte Berliner oder Bremer muss mit einem Negativeintrag bei der Schufa leben, hat also Raten oder Rechnung nicht bezahlt. In Bayern und Baden-Württemberg trifft dies nur auf jeden sechszehnten Haushalt zu. Erstaunlicherweise rangieren die beiden ostdeutschen Länder Sachsen und Thüringen direkt hinter den wohlhabenden Südländern.

 

Bei der Verschuldung der Verbraucher hat sich nur wenig geändert. Im Durchschnitt stand jeder Bundesbürger über 18 Jahre im vergangenen Jahr mit 8.078 Euro in der Kreide. Das waren neun Euro weniger als 2006. Im Alter zwischen 40 und 50 Jahre ist die Kreditbelastung am höchsten. Dies führt die Schufa auf die Autokredite zurück, die von dieser Altersklasse häufig abgeschlossen werden. Bei den jüngeren wird eher die billigere Einrichtung oder der PC auf Pump gekauft.

 

US-Verhältnisse sind in hierzulande nicht zu befürchten. Der Umgang mit Darlehen ist beiderseits des Atlantiks sehr verschieden. „Man ist in Deutschland sehr vorsichtig bei der Vergabe von Krediten“, stellte Neumann fest. Am Beispiel der Baukredite lassen sich die beiden Denkweisen gut darstellen. In Deutschland finanzieren die Banken in der Regel 60 bis 80 Prozent des Kaufpreises für das Eigenheim. In den USA wird häufig der komplette Kaufpreis von der Bank vorgestreckt. Während hier Arbeitnehmer mit geringen Einkommen kein Baudarlehen erhalten, ist die Kreditvergabe an sozial schwache Familien in Amerika politisch gewünscht. In Deutschland werden zudem die Zinsen für Baukredite für lange Zeiträume festgeschrieben. In den USA wird der Zinssatz schnell an die aktuelle Zinsentwicklung angepasst. Das kann die Kalkulation der Häuslebauer schnell durcheinander bringen. „Wenn die Tinsen von drei auf fünf Prozent gehen, verdoppelt sich die Rate für den Kredit“, rechnet Neumann vor. Die Folgen der großzügigen Darlehensvergabe amerikanischer Banken lassen sich in der Ausfallstatistik ablesen. In Deutschland scheitern 0,3 Prozent der Bauherren an der Finanzierung ihres Hauses oder ihrer Wohnung. In den USA können durchschnittlich vier Prozent der Darlehen nicht ordentlich bedient werden. Im Risikosegment, das die Finanzmarktkrise ausgelöst hat, steigt die Ausfallquote sogar auf bis zu 19 Prozent an.

 

 

 

 

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