Keine Rente mit 67

Beraterstar Bert Rürup wechselt 2009 in die Finanzbranche

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Von Wolfgang Mulke

20. Nov. 2008 –

Nach Bert Rürup wurde eine Kommission benannt und sogar eine Rente für Selbständige. Kaum eine Diskussion über das Sozialsystem in Deutschland fand ohne den Rentenpapst statt. Der Darmstädter Professor gestaltete die letzten Reformen wesentlich mit. Auch die Rente mit 67 entsprang dem Ideenpool des 65-jährigen. 2002 übernahm der Ökonom auch noch den Vorsitz in einem der wichtigsten Beratergremien der Bundesregierung, dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Die aus fünf Professoren bestehende Runde bildet sozusagen den Hochadel der Wirtschaftswissenschaft und trägt den Spitznamen die „Wirtschaftsweisen“.

 

Mit all den Kommissionsaufträgen, Interviews und politischen Debatten ist bald Schluss. Der 65-jährige wechselt am 1. April 2009 in die Finanzwirtschaft und heuert als Chef-Ökonom beim Hannoveraner Konzern AWD an. Aus der Rente mit 67 wird es für Rürup damit wohl nichts. Er wird länger im Beruf bleiben und den niedersächsischen Anbieter von Vorsorgeprodukten mit Analysen zur Altersvorsorge und zur demographischen Entwicklung versorgen. Auch um mögliche Geschäftschancen in Russland und China soll sich der Wissenschaftler kümmern. Den nötigen Einsatz kann man Rürup noch zutrauen. Der Forscher gilt als emsiger Arbeiter, der sich schon morgens um fünf auf der Suche nach Informationen durch den Blätterwald frisst und auch auf den Abendveranstaltungen im politischen Berlin noch anzutreffen ist.

 

Mit dem Wechsel endet auch die Hochschulkarriere Rürups. Frei wird auch der Posten als Chef der Wirtschaftsweisen. Um diese Position wird sicher heftig gerangelt. Denn das viel beachtete Gremium liest der Bundesregierung regelmäßig die Leviten. Die Ratschläge werden zwar oft in den Wind geschlagen. Doch auf die wirtschaftspolitische Richtung haben die Berater durchaus Einfluss. Die Idee der Kopfpauschale in der Krankenversicherung wurde beispielsweise in diesem Gremium ausformuliert. Bundeskanzlerin Angela Merkel würde die Idee gerne umsetzen, scheitert aber an der SPD. Nach der nächsten Wahl könnte auch dieses Kind Rürups wieder auf der Tagesordnung stehen.

 

 

 

 

 

 

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