KiK soll mehr Entschädigung zahlen
Kampagne für Saubere Kleidung wirft Textilkette vor, Hilfsabkommen für Brandopfer in pakistanischer Fabrik zu verletzen. Firma verlangt Transparenz über die Verwendung des Geldes
18. Jul. 2014 –
Es war einer der unheilvollsten Fabrik-Brände, die jemals stattfanden. 254 Arbeiterinnen und Arbeiter starben, als im September 2012 die Firma Ali Enterprises in Pakistan abbrannte. Nun wirft die Kampagne für Saubere Kleidung der Textilkette KiK vor, die Vereinbarung über die Entschädigungen für die Opfer zu verletzen. Die zum Tengelmann-Konzern (Obi, Kaiser's) gehörende Firma beklagt sich dagegen über mangelnde Transparenz bei der Verwendung des Geldes.
KiK war damals ein großer Auftraggeber von Ali Enterprises in Karachi. Dort starben so viele Menschen, weil kaum für Brandschutz gesorgt worden war. Beispielsweise gab es zu wenige Notausgänge. Nach dem Unfall zahlte KiK rund 760.000 Euro für Entschädigungen zugunsten der Opfer und ihrer Familien. Außerdem unterzeichneten Vertreter der Firma eine Vereinbarung mit der pakistanischen Arbeitsrechtsorganisation Piler. Über die Auslegung dieses Übereinkommens herrscht nun Dissens.
Das Abkommen, das dieser Zeitung vorliegt, enthält drei wesentliche Punkte. Erstens soll KiK rund 760.000 Euro für kurzfristige Hilfe zahlen. Zweitens wollte man über zusätzliche, langfristige Entschädigungen verhandeln. Und drittens sagte KiK zu, ein Präventionsprogramm für besseren Arbeitsschutz in Pakistan zu unterstützten und dafür rund 180.000 Euro zur Verfügung zu stellen.
Bei seinem Besuch in Berlin am Freitag sagte Faisal Siddiqi, Rechtsanwalt aus Pakistan, dass KiK bislang nur den ersten Punkt erfüllt habe. Von einer Verhandlung mit der Firma vor wenigen Tagen berichtete er, dass KiK keine weiteren Entschädigungen zahlen wolle. Nach Information des Anwalts ist die kurzfristige Entschädigung durch KiK bisher dafür verwendet worden, dass jede Opfer-Familie zusammen mit Geld aus anderen Quellen mindestens knapp 5.000 Euro erhielt. Das reiche aber nicht, so Siddiqi. Schließlich hätten viele Familien ihren Ernährer verloren oder müssten hohe Summen für die langfristige medizinische Behandlung aufwenden. Die KiK-Kritiker wollen keine Summen nennen. Es dürfte aber um mehrere Millionen Euro gehen.
KiK-Sprecherin Beatrice Volkenandt erklärt, dass man die pakistanische Organisation Piler um Aufklärung gebeten habe, wofür das bisher gezahlte Geld verwendet worden sei. „Diese Fragen sind offen geblieben“, so Volkenandt. „Wir sind der Meinung, dass wir zur kurzfristigen als auch zur langfristigen Unterstützung der Betroffenen bereits einen anteiligen Beitrag geleistet haben.“ Anwalt Siddiqi sagt, KiK habe sehr wohl eine Liste mit den Namen der Familien und den jeweiligen Entschädigungszahlungen erhalten.
Entgegen dem Abkommen von 2012 sei bisher nichts passiert, um die Situation in den anderen pakistanischen KiK-Zulieferfabriken zu verbessern, erklären die Kritiker. Auch dort geht es unter anderem um Brandschutz und Arbeitssicherheit. In der Vereinbarung hatte sich KiK bereiterklärt, mit den pakistanischen Arbeitsrechtlern und der Kampagne für Saubere Kleidung über solche Fragen zu verhandeln. KiK sagt jetzt, man habe auf anderen Wegen rund 180.000 Euro für Prävention zur Verfügung gestellt.