Kleinvieh macht auch Mist

Stiftung Warentest hat die Tricks der Banken unter die Lupe genommen / Vertrauen allein genügt nicht

Teilen!

Von Wolfgang Mulke

16. Okt. 2009 –

Die Fans von Borussia Dortmund und Bayern München konnten mit ihrer Hausbank auf Jagd nach Toren gehen. Die Sparda-Bank West bot zum Beispiel die schwarz-gelbe Karte für Anhänger des Fussbaldclubs aus dem Revier. Für jedes Bundesliga-Tor, so das verlockende Angebot, gab es in der Saison 2007/2008 eine Woche lang einen Zinsaufschlag von einem halben Prozentpunkt. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat das Angebot nachgerechnet. Immerhin kam eine Jahresverzinsung von 3,1 Prozent dabei heraus. Dumm nur, dass normale Tagesgeldanlagen im selben Zeitraum bis zu vier Prozent abwarfen. Die Bayern-Freunde mussten sich für ein ähnliches Angebote sogar mit 2,27 Prozent zufrieden geben. Nicht jede vorgeblich attraktive Offerte der Geldinstitute ist also auch tatsächlich für den Kunden ein Gewinn.

 

Das ist auch das Fazit eines neuen Ratgebers der Stiftung Warentest. „Bankentricks“ heißt das gerade ausgelieferte Buch. Auf 160 Seiten erklären die Verbraucherschützer, was sich hinter vielen Bankangeboten verbirgt und wie die Institute ihren Kunden kleine und große Beträge aus der Tasche ziehen.

 

Viele Angebote lassen sich von durchschnittlich gebildeten Bürgern gar nicht mehr nachvollziehen. Kaum durchblicken lassen sich zum Beispiel die weit verbreiteten Lockangebote. So bieten Banken und Sparkassen gerne befristet hohe Zinsen für die Spargroschen an. Die Ernüchterung kommt schnell. Gilt eine Offerte etwa bis zum Ende eines Monats, gibt es auch nur bis zu diesem Zeitpunkt die gute Rendite. Legt jemand kurz vor Ablauf sein Geld an, erhält er Kunde den Lockzins nur noch wenige Tage und danach wieder die weitaus niedrigeren Zinssatz nach Art des Hauses. „Wechseln Sie die Bank, sobald sie ihnen keine prima Zinsen mehr zahlt“, raten die Autoren. Doch Verbraucher müssen mit einem gewissen Aufwand rechnen, wenn sie ständig alle Angebote im Blick behalten wollen.

 

Eine andere Masche ist ebenfalls ärgerlich. So bot eine Bank einen Superzins bis zum Anlagebetrag von 5.000 Euro. Solche Begrenzungen sind durchaus üblich. Wer mehr einzahlt stapft in die Falle. Denn schon ab einem Euro drüber galt das Top-Angebot nicht mehr. Dann gab es nicht einmal mehr den halben Zinssatz. Da die Zinsen laufend gutgeschrieben wurden, reichten mitunter schon ein oder zwei Monate, um den Grenzwert zu erreichen. Derlei Angebote sollten Kunden meiden, rät die Stiftung.

 

Oft vernebeln Banken den wahren Charakter von Anlageprodukten. Hauptsache die Kundschaft greift zu. Manche Anbieter greifen dafür zu englischen Produktbezeichnungen. Die West LB offeriert beispielsweise ein Easy-Relax-Cash-Zertifikat-Plus „Automobiles“. Was sich leicht und entspannt anhört, sowie echtes Geld verspricht, ist die komplizierte Koppelung des Aktienkurses dreier Automobilfirmen an die Zinszahlung. Die Landesbank Berlin geht mit Anleihen auf Kundenfang, die nach bunten Blumen benannt werden, die Commerzbank mit dem tropischen Vogel Colibri. Dahinter verbirgt sich eine Anleihe, deren Rückzahlung letztlich an die Zahlungsfähigkeit mehrerer Unternehmen geknüpft ist. Darunter war bei einem Produkt auch die Lehman Bank. Für 1.000 Euro Nennwert gab es dann nur gut 80 Euro zurück. Die Sparer waren die Dummen.

 

Ob bei der Immobilienfinanzierung, bei Bausparplänen oder dem Dispokredit – die Banken haben laut Stiftung Warentest oft vor allem nur ihr eigenes Wohl im Auge. So fanden die Autoren bei allen für den normalen Bankkunden wesentlichen Angeboten Haken und Ösen. Auch bei den Gebühren schlagen die Institute zu und berechnen mitunter Leistungen, die eigentlich gar nichts kosten dürfen.

 

Spätestens die Pleite der Lehman Brothers hat gezeigt, dass Bankberater eher Verkäufer denn unabhängige Helfer des Kunden sind. Daran hat sich nach Einschätzung der Warentester seither nichts geändert. Telefonisch wurde Kunden angeraten, ein Produkt aus dem Depot durch ein angeblich besseres zu ersetzen, obwohl sich das gar nicht lohnt. Deshalb raten die Experten auch bei seriösen Geldhäusern zur Vorsicht. Zum Beratungsgespräch sollte ein Zeuge mitgenommen und später eine zweite Meinung eingeholt werden.

 

Der Leser erhält einen guten Einblick in die Verkaufsstrategien der Finanzwirtschaft. Das flott formulierte Buch lohnt sich für alle, die Geldgeschäfte tätigen. Es kostet 12,90 Euro und ist im Handel oder im Internet unter der Adresse www.test.de erhältlich.

 

 

 

« Zurück | Nachrichten »