Klotzen nicht kleckern

Kommentar

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Von Wolfgang Mulke

18. Dez. 2008 –

Die Nachrichtenlage erweckt den Anschein, diesseits und jenseits des Atlantiks gerät die Politik in Panik. Dazu tragen die gewaltigen Summen bei, die in den Kreislauf der Finanzwelt und den der realen Wirtschaft gepumpt werden. Doch der Eindruck trügt.

 

Unbestreitbar befindet sich die Weltwirtschaft auf einer Talfahrt. Das Ausmaß ist aus verschiedenen Gründen höher als in anderen Abschwungphasen. Die Finanzkrise blockiert nach wie vor den normalen Wirtschaftskreislauf und alle Länder sind mehr oder minder gleichzeitig und gleich hart von der Entwicklung betroffen. Auch die Reaktionen sind generell ähnlich. Die Regierungen nehmen viel Geld in die Hand und schirmen Risiken ab.

 

Allein die deutschen Haushaltsrisiken summieren sich nach ersten Schätzungen auf rund 200 Milliarden Euro zusätzlicher Schulden in den nächsten vier Jahren. Vor einigen Jahren hätte diese Aussicht noch gereicht, rasch den Finanzminister und womöglich auch den Regierungschef in die Wüste zu schicken. Doch die Situation ist heute bei weitem nicht so dramatisch, wie die nackten Zahlen Glauben machen. Aus dem Schuldenberg werden auch viele Investitionen finanziert, die sich irgendwann bezahlt machen. Auch der über den Banken aufgespannte Schutzschirm ist nicht automatisch weggeworfenes Geld. Wenn es gut geht, zieht der Staat auf längere Sicht unter dem Strich sogar noch einen Gewinn aus der Hilfsaktion. Schließlich verzichtet die Bundesregierung auf Ausgabenkürzungen, um die Wirtschaft nicht noch weiter abzuwürgen. Das alles ist fraglos erst einmal teuer. Entscheidend sind aber die Fragen, ob es ernsthafte Alternativen gibt und wann Deutschland wieder aus der Rezession herausfindet. Andere Handlungsoptionen sind derzeit nicht erkennbar und die jetzt getroffenen Entscheidungen lassen auf einen glimpflichen Verlauf der Talfahrt hoffen.

 

Die deutsche Wirtschaft ist im Gegensatz zur amerikanischen fit genug, um vergleichsweise schnell wieder auf die Beine zu kommen. In den USA wird es trotz der jüngsten Zinssenkung länger dauern, weil die Wirtschaft sich nicht rechzeitig modernisiert hat. Dafür will nun der neue Präsident mit viel Geld sorgen und auf Umwelthightech setzen. Das viele Geld wird also auf beiden Seiten des Atlantiks gar nicht verschwenderisch, sondern verantwortungsvoll eingesetzt.

 

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