Kommentar zum GDL-Streik von Hannes Koch

Der Ausstand ist zu verkraften

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Von Hannes Koch

04. Mai. 2015 –

Der Streik der Lokführergewerkschaft bis Sonntag wird die deutsche Wirtschaft nicht lahmlegen, wie Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel befürchtet. Die leichten Einbußen, die der Ausstand verursacht, können die Unternehmen ohne große Probleme wegstecken. Schließlich geht es vielen von ihnen so gut wie selten. So betrachtet, gibt es eigentlich keinen besseren Zeitpunkt für den Arbeitskampf.

 

Zwar stimmt es: Viele Firmen betreiben kaum noch Lagerhaltung. Um Flächen, Arbeitskraft und Kosten zu sparen, lassen sie sich das meiste Material zeitgenau dann anliefern, wenn es in die Produktion eingespeist werden muss. So fungieren die Autobahnen und Schienenstränge quasi als Lager der Unternehmen. Deshalb kann ein längerer Ausstand eine Gefahr für die hocheffiziente Fertigung darstellen.

 

Allerdings bricht die Versorgung nicht innerhalb weniger Tage zusammen. Denn ein guter Teil des Materials kommt per Lkw. Die Firmen werden also jetzt Speditionen beauftragen, den Bahntransport zu ersetzen. Außerdem fällt die Schienenlogistik nicht völlig aus. Bereits bei früheren Streiks hat die Bahn bewiesen, dass sie eilige Transporte bevorzugt befördern und somit die Produktion aufrechterhalten kann. Dies bis Sonntagmorgen zu gewährleisten, sollte keine Hürde sein.

 

Zusätzliche Kosten wird der Streik dennoch mit sich bringen. Ob aber die 500 Millionen Euro zusammenkommen, die Eric Schweitzer, Präsident des Industrie- und Handelskammern befürchtet, bleibt abzuwarten. Wie beliebig solche Größenordnungen sind, beweist die Horrorzahl eines Verlustes von fast drei Milliarden Euro, die ein Mitarbeiter der Bank UniCredit nannte.

 

Auch für Arbeitnehmer und Bürger bedeutet der Arbeitskampf eine Belastung. Unter dem Strich jedoch sind die wenigen Streiks, die überhaupt in Deutschland vorkommen, eher ein Stabilitätsfaktor. Denn damit lösen die Tarifparteien ihre Konflikte nicht auf chaotische, sondern auf gesetzesgemäße Art. Beide Seiten lassen Dampf ab – hernach läuft die Wirtschaftsmaschine wieder so problemlos wie vorher. Das sollte gerade der Wirtschaftsminister wissen.

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