• Hartmut Mehdorn
    Foto: DB AG

Kostet die Datenaffäre Mehdorn den Job?

Kommentar

Teilen!

Von Wolfgang Mulke

02. Feb. 2009 –

Klein bei gibt Bahnchef Hartmut Mehdorn nur ungern. Das Verhalten des Vorstands in der Datenaffäre zeigt auch, wie gering seine Fähigkeit zum Eingeständnis von Fehlern ausgeprägt ist. Aus Sicht des Managers ist die Sachlage eindeutig. Der Konzern hat mit der Überprüfung möglicher Beziehungen zwischen Lieferfirmen und über 170.000 Beschäftigten keine gesetzliche Bestimmung verletzt. Alle Vorwürfe der Bespitzelung sind böse Unterstellungen, auf die das Unternehmen zwar reagieren, aber keine Versäumnisse eingestehen muss. Diese Einschätzung wird Mehdorn zwangsweise revidieren, wenn er seinen Job behalten will.

Auf die Fakten kommt es bei diesem Konflikt gar nicht so sehr an. Ob die Bahn gegen das Datenschutzrecht verstoßen hat, ist allerdings umstritten. Immerhin droht der Berliner Datenschutzbeauftragte dem Unternehmen mit einer hohen Geldbuße. Klar ist aber nach den bisherigen Erkenntnissen, dass der Fall Bahn nicht mit den Spitzelaktionen der Telekom gegen Journalisten vergleichbar ist. Hier wurde im Kampf gegen korrupte Angestellte übers Ziel hinaus geschossen. Die sachliche Ebene wird sich leicht klären lassen.

Im Vordergrund stehen mittlerweile andere Aspekte. Mit der anscheinend flächendeckenden Überprüfung seiner Leute hat der Bahnchef das Vertrauen der Arbeitnehmer in die Führung des Unternehmens erschüttert. Nicht umsonst fordern Gewerkschaften und Politiker nun eine Entschuldigung, die Mehdorn mit etwas Gespür für die Entwicklung längst hätte aussprechen müssen. Eine Sondersitzung des Aufsichtsrates, von den Arbeitnehmern beantragt, könnte die Besetzung des Chefpostens in Frage stellen.

Die Debatte schadet dem Unternehmen beträchtlich. Ein Effekt ist der vergleichsweise hohe Tarifabschluss vom Wochenende. Ohne den Ärger der Belegschaft über die Spitzeleien hätte die Arbeitgeberseite wohl nicht so schnell nachgeben müssen. Dahinter stand wohl auch die Fehleinschätzung, dass die Gewerkschaften mit einem kräftigen Lohnzuwachs ruhig gestellt werden könnten. Stattdessen mucken deren Vorsitzende jetzt erst Recht auf.

Mehdorn sind ähnliche Fehler schon häufiger unterlaufen. Monatelang hielt der Manager an einer Preisreform fest, die in der Öffentlichkeit durchgefallen war. Vehement drängte er noch an die Börse, als die Finanzmarktkrise schon deutliche Schatten nach Deutschland warf.

Schon häufiger schien die Ablösung des Bahnchefs nur eine Frage der Zeit. Doch es blieb bei der Forderung. Die Entscheidungsträger, allen voran die Kanzlerin und der Finanzminister, halten an Mehdorn nach wie vor fest. Denn wirtschaftlich betrachtet ist der Manager ein Glücksfall für die Bahn und deren Eigentümer Bund.

Die spannende Frage ist, ob das Trio auch diese Krise schadlos übersteht. Ein Rauswurf oder Rücktritt Mehdorns ist wenig wahrscheinlich, weil er sich in der einen oder anderen Form entschuldigen wird und die Gewerkschaften sich damit zufrieden geben werden, weil eine kopflose Bahn wieder monatelang für Unsicherheit in der Belegschaft sorgen würde. Den Politikern kann an einer schnellen Ablösung ebenfalls nicht gelegen sein. Die Bahn wäre plötzlich mitten im Wahlkampf. Das wahrscheinlichere Szenario ist ein gut vorbereiteter Wechsel unter einer neuen Regierung nach der Bundestagswahl. Für das Unternehmen wäre das die beste Lösung.



« Zurück | Nachrichten »