Kräftige Lohnsteigerung für die Bahnbeschäftigten

Arbeitgeber und EVG einigen sich auf 5,1 Prozent mehr Lohn. Nun muss noch die Schlichtung mit den Lokführern gelingen.

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Von Wolfgang Mulke

27. Mai. 2015 –

Mehr als 100.000 Beschäftigte der Deutschen Bahn können sich auf eine ansehnliche Lohnerhöhung freuen. Nach mehr als elf Monaten Verhandlungszeit einigte sich das Unternehmen mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ohne Streiks auf einen Tarifabschluss. Die Beschäftigten erhalten in zwei Schritten 5,1 Prozent mehr Lohn. „Wir sind an die Grenze dessen gegangen, was möglich ist“, sagte Personalvorstand Ulrich Weber und sprach von einer „schwierigen Runde“. Die Verhandlungsführerin der EVG, Regina Rusch-Ziemba, sprach von einem stolzen Ergebnis. „Wir haben unsere Positionen in allen Punkten durchgesetzt“, betonte die Gewerkschafterin.

 

Von diesem Abschluss profitieren vor allem die unteren Lohngruppen. Denn die EVG konnte eine soziale Komponente aushandeln. Ab dem 1. Juli erhalten alle Berufsgruppen zunächst 3,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt, aber wenigstens 80 Euro. Am 1. Mai 2016 steigen die Einkommen dann noch einmal um 1,6 Prozent oder mindestens 40 Euro. Die Laufzeit beträgt noch 15 Monate. Außerdem erhalten die Bahnbediensteten für jeden Monat Verhandlungszeit 100 Euro, können sich also zu Beginn der Reisezeit eine Einmalzahlung von 1.100 Euro einplanen.

 

Damit sind jedoch noch längst nicht alle Konflikte bei der Bahn gelöst. Klar ist jetzt nur, dass es bis zum 17. Juni keine weiteren Streiks mehr geben wird. Denn so lange zieht sich eventuell das Schlichtungsverfahren bei den Verhandlungen der Arbeitgeber mit der Lokführergewerkschaft GDL hin. Am Mittwoch trafen die beiden Schlichter Bodo Ramelow und Matthias Platzeck erstmals mit den beiden Tarifparteien zusammen. Ort und Inhalt der Gespräche wurden zunächst geheim gehalten. Das soll laut GDL auch in den kommenden drei Wochen so bleiben.

 

Das Ergebnis dieser Schlichtung könnte sich nachträglich auch noch auf den nun mit der EVG gefundenen Kompromiss auswirken. Das wäre der Fall, wenn die GDL einen besseren Abschluss erzielen würde als die konkurrierende EVG. Deren Tarifvertrag sieht dann ein Sonderkündigungsrecht vor. Alles müsste dann neu verhandelt werden.

 

Auf die Schlichter warten schwierige Gespräche. Denn noch immer stehen sich zwei nicht miteinander vereinbare Positionen gegenüber. GDL-Chef Claus Weselsky machte seinen Anspruch auf eigenständige und von den mit der EVG vereinbarten Abschlüssen unabhängige Tarifverträge zu Beginn noch einmal deutlich. „Direkt vor dem Inkrafttreten eines gewerkschaftsfeindlichen Tarifeinheitsgesetzes wird die Bahn nicht umhin kommen, auch unterschiedliche Tarifverträge für das Zugpersonal zu akzeptieren“, betonte Weselsky.

 

Darauf will sich Vorstand Weber keinesfalls einlassen. Zudem hat er mit der EVG vereinbart, dass es künftig keine kollidierenden Abmachungen mit den beiden Gewerkschaften gibt, also keine Unterschiede bei der Arbeitszeit und der Bezahlung. Damit besteht am Ende der Schlichtung die Gefahr, dass der Arbeitskampf von vorne beginnt, weil keine Kompromiss zustande kommt. Der Vorschlag der Schlichter ist nicht verbindlich und kann von beiden Seiten abgelehnt werden.

 

 

 

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