Länger arbeiten bringt eine hohe Rendite

Der Übergang in die Rente lässt sich heute schon flexibel gestalten. Freiwillige Rentenbeiträge können eine Alternative zur privaten Vorsorge sein.

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Von Wolfgang Mulke

16. Jul. 2015 –

Viele Arbeitnehmer schauen mit gemischten Gefühlen auf ihren eigenen Ruhestand. Denn die Rentenreformen der letzten Jahrzehnte haben das zu erwartende Alterseinkommen deutlich gemindert. Ohne zusätzliche private oder betriebliche Sparanstrengungen lässt sich der Lebensstandard später nicht mehr halten. Wie es bei jedem einzelnen Beschäftigten genau aussieht, geht aus der jährlichen Information hervor, die von der Deutschen Rentenversicherung (DRV) verschickt wird.

 

Es gibt aber auch selbst für bereits ältere Arbeitnehmer Möglichkeiten einer allzu kargen Einkommenslage im Alter entgegenzuwirken. Die leichteste Möglichkeit, sofern Körper und Geist es zulassen, ist länger im Beruf zu bleiben. "Das machen noch sehr wenige", berichtet der Forschungs-Chef der DRV, Reinhold Thiede. Dabei bringt jeder Monat mehr im Betrieb eine spürbare Erhöhung der Rente ein. 0,5 Prozent Zuschlag gibt es pro Monat. Da zugleich aber auch noch weiter Beiträge abgeführt werden, ist der tatsächliche Anstieg noch höher.

 

Ein Beispiel zeigt die Wirkung dieser Regelung. Das aktuelle Rentenalter liegt derzeit bei 65 Jahren und vier Monaten. Ein durchschnittlicher Arbeitnehmer hat zu diesem Zeitpunkt den Anspruch auf 1.324 Euro Ruhegeld aufgebaut. Bleibt er bis zum 66. Geburtstag im Job, erhöht sich die Rente auf 1.397 Euro. Bei einem Jahr Mehrarbeit steigt sie schon auf 1.435 Euro, ein Plus von 8,2 Prozent gegenüber dem Ausgangswert. "Viele Menschen glauben, dass es nicht viel ausmacht", begründet Thiede die geringe Bereitschaft zu ein paar Monaten längerem Arbeiten.

 

Jeder Versicherte darf so lange arbeiten wie er will, sofern sein individueller Arbeitsvertrag nichts anderes bestimmt. Dann steigen auch die Ansprüche immer weiter an. Für die meisten Beschäftigten steht diese Option wohl nicht ganz oben auf der Wunschliste. Eher ist es umgekehrt. Gerne würden sie früher aus dem Erwerbsleben aussteigen. Für langjährig Versicherte hat die Bundesregierung zwar eine abschlagsfreie Rente mit 63 eingeführt. Doch künftige Arbeitnehmergenerationen profitieren davon kaum mehr. Wer die Voraussetzungen nicht erfüllt, muss happige Rentenabschläge hinnehmen, wenn er vorzeitig in den Ruhestand wechseln will. 0,3 Prozent zieht die DRV für jeden Monat vor Erreichen des Rentenalters ab. Bei drei Jahren macht das ein Minus von fast elf Prozent.

 

Durch freiwillige Beitragszahlungen können die Abschläge aber vermieden werden. Diese Möglichkeit kennt kaum ein Versicherter. Dabei kommt auf den ersten Blick eine hohe Zusatzbelastung auf den Beschäftigten zu. "Das kann ich in Teilzahlungen vornehmen", erläutert DRV-Experrtin Heike Sibinski. Möglich ist dies ab dem vollendeten 55. Lebensjahr. So verteilt sich die Last über einen langen Zeitraum. Bei einem Beispielversicherten, der am 31.12.1958 geboren wurde und der drei Jahre früher in den Ruhestand gehen möchte, kostet der Ausgleich 34.866 Euro. Individuell ist das aber ganz verschieden. Die Berater der DRV rechnen die Summe im Einzelfall genau aus.

 

Trotz des hohen Betrags kann das Modell für viele Versicherte interessant sein, zum Beispiel, wenn eine Summe in dieser Höhe durch eine auslaufende Kapitallebensversicherung frei wird. Aber auch eine Abfindung bei einem vorzeitigen Austritt aus dem Betrieb könnte so angelegt werden. Zudem mindern etwa Teilzahlungen noch die Steuerlast, wenn die entsprechenden Höchstgrenzen noch nicht ausgeschöpft worden sind.

 

Die Zusatzbeiträge können aber auch als Grundlage einer alternativen Anlage zur privaten Rentenversicherung genutzt werden. Denn es besteht keine Verpflichtung, tatsächlich früher aus dem Erwerbsleben auszuscheiden. In diesem Fall erhöhen die freiwilligen Beiträge die Rentenansprüche. Beim derzeit mickrigen Garantiezins der privaten Versicherer ist das womöglich für manche Sparer eine Alternative. Denn gesetzliche Rentenansprüche haben gegenüber den Privatrenten noch einen großen Vorteil. Sie werden jährlich angepasst, steigen also in der Regel mit zunehmenden Alter an.

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