Mal mit, mal ohne Zusatzstoffe

Fairtrade-Eis: Gerade einmal ein Fünftel der Zutaten müssen fair gehandelt sein/ Was sonst noch hineinkommt, ist so ziemlich egal

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10. Aug. 2012 –

Auf Kaffeepackungen ist es zu sehen. Auf Bananen prangt es ebenso wie auf Schokoladentafeln: das Fairtrade-Siegel. Das Logo garantiert, dass die Erzeuger in den Entwicklungsländern im Süden gut bezahlt und nicht ausgebeutet werden. Inzwischen ziert das Zeichen auch Eiscremebecher. Doch wie kann ein Eis fair gehandelt sein, dessen Hauptzutat Milch von Kühen aus dem Norden stammt?

 

Mehrere Zutaten sind für die Eisproduktion notwendig. In die Eissorte „Oh My! Apple Pie“ der Firma Ben & Jerry’s landen neben Sahne, Milch und Eiern beispielsweise Apfelstücke, Zucker, Sojaöl und natürliches Muskatnussaroma. Insgesamt bringt es die Zutatenliste auf sage und schreibe 24 Inhaltsstoffe.

 

Die kunterbunten Eisbecher des US-amerikanischen Speiseeisherstellers – einem Unternehmen des britisch-niederländischen Unilever-Konzerns – haben längst den deutschen Markt erobert. Pizzalieferdienste, Tankstellen, Kioske bieten die Becher ebenso an wie Supermärkte oder und Videotheken. Alle Sorten ziert das Fairtrade-Logo. 

 

„All that can be must be“ lautet das Credo für so genannte Fairtrade-Mischprodukte, die aus mehreren Inhaltsstoffen bestehen  – alles was geht, muss. Soll heißen: Zutaten, die Fairtrade-zertifiziert verfügbar sind, müssen auch genutzt werden. So ist der Zucker im Ben&Jerry’s Eis hundert Prozent fair gehandelt. Selbst Inhaltsstoffe, die in ganz kleinen Mengen vorkommen wie Vanille müssen das sein.

 

„Mindestens 20 Prozent der Zutaten müssen aus fairer Produktion stammen“, erläutert Edith Gmeiner von TransFair, der Organisation, die das Fairtrade-Logo vergibt. typo3/#_msocom_1Sonstige Zutaten, wie Milch, Sahne, Weizenmehl oder Eier gebe es nicht mit dem Gütezeichen. Die Fairtrade-Standards, die Produzenten für das Siegel erfüllen müssen, seien in erster Linie für Rohstoffe, die man als Importprodukte aus Entwicklungsländern kenne, also zum Beispiel Reis, Kakao oder Bananen.

 

Natürliches Aroma, Stabilisatoren oder Emulgatoren: Diese und andere Zusatzstoffe sind in den Zutatenlisten von Jen&Berry’s-Eis zu finden. TransFair kann das so ziemlich egal sein. „Auf Zutaten, die nicht zertifiziert werden müssen, haben wir keinen Einfluss“, erläutert Gmeiner

 

Aber es geht auch anders. Auf einigen Eiscremesorten der Firma healthy planet prangt das Fairtrade-Siegel ebenso. „DasEis.“ nennen die Macher ihre Kreationen, die inzwischen in mehreren hundert Verkaufsstellen, seien es Cafés, Kantinen oder Feinkostgeschäfte, erhältlich sind – vom Bodensee bis nach Berlin. Wer sich durch das komplette Angebot der etwa 40 Sorten probieren möchte, kann dies vorerst an zwei Orten tun: in einem Eisgeschäft in Frankfurt am Main und einem in  Aschaffenburg.

 

Ausschließlich Bio-Zutaten kommen in die Becher, die allesamt das Bio-Siegel tragen. Aromen, Farbstoffe oder Konservierungsmittel sind tabu, auch wenn der eine oder andere Zusatzstoff im Bio-Eis erlaubt wäre. „Wir haben einen ganz eigenen Qualitätsanspruch“, sagt Florian Mayr, Mitgründer von healthy planet.

 

„Wir wollen mehr als nur ein Bio- oder ein Fairtrade-Eis sein. Uns kommt es auf Nachhaltigkeit an“, so Mayr. Und so verlassen die Wiesbadener Produktionsstätte, in der ehemals Strümpfe vom Laufband liefen, heute kompostierbare Becher, befüllt mit leckerem Eis versteht sich. Den Strom für die Produktion erzeugt man selbst – mit Sonnenenergie. Ist Energie übrig, geht sie zurück ins Netz.  Bräuchte es hierfür nicht ein ganz eigenes Label? „Gutes Eis“ vielleicht?

 


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