Massenmarkt für 3D-Drucker lässt auf sich warten

Privatleute finden die Anwendungen faszinierend, wollen aber nicht viel dafür ausgeben. In der Industrie ist die Technologie dagegen schon etabliert.

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Von Wolfgang Mulke

02. Mär. 2017 –

 

Kleine Ersatzteile, Schmuck oder der selbst gestaltete Lampenschirm kann mittlerweile jeder zuhause anfertigen. 3D-Drucker machen es möglich. In der Industrie werden diese Maschinen längst wie selbstverständlich eingesetzt. Boeing produziert damit Flugzeugteile, Zahntechniker liefern gedruckten Zahnersatz und Architekten erstellen Modelle mit der noch jungen Technologie. „Häuser, die ohne Bauschutt und Bagger gebaut werden, gibt es schon“, sagt der Vizechef des IT-Branchenverbands Bitkom, Andreas Berg: Gedruckte Häuser.

Der Verband hat nun untersuchen lassen, inwieweit die 3D-Drucker auch für den privaten Hausgebrauch in Frage kommen. „Der Gebrauch im heimischen Wohnzimmer ist im Kommen“, glaubt Berg. Einer repräsentativen Umfrage zufolge kennen neun von zehn Bundesbürgern das technische Verfahren. Jeder Fünfte hat schon mal selbst einen 3D-Drucker benutzt oder einen Druck in Auftrag gegeben. Bekannt sind zum Beispiel die Shops, in denen sich Kunden eine Statuette ihrer selbst anfertigen lassen können.

Dieser Spaß steht laut Umfrage auf der Wunschliste der Verbraucher ganz oben: Das Selfie in 3D. 45 Prozent der Befragten würden mit einem Drucker Schmuck selbst herstellen oder Spielzeug für die Kinder anfertigen. Die heimische Herstellung von Ersatzteilen empfindet noch jeder Dritte als attraktive Anwendungsmöglichkeit. Nur im Umgang mit Lebensmitteln stehen die Bürger dem 3D-Druckverfahren skeptisch gegenüber.

3D-Drucker haben noch längst keinen Massenmarkt erobert. Exakte Zahlen über die Verkäufe an Privatleute gibt es nicht. Das britische Unternehmen Context hat für die ersten neun Monate 2016 einen weltweiten Gesamtabsatz von 217.000 Geräte errechnet. Damit wuchs die Verkaufszahl zwar um kräftige 27 Prozent an. Doch im Vergleich zu den millionenfach verkauften Smartphones oder PCs ist der Absatz recht gering. Zusammen mit den Zubehörteilen und dem Material schätzt die Firma den weltweiten Umsatz auf rund fünf Milliarden US-Dollar. Bis zum Ende des Jahrzehnts rechnen die Experten mit der vierfachen Summe.

Der zögerliche Einzug in die Privathaushalte hat Bitkom zufolge zwei Gründe. So wünschen sich die potenziellen Kunden mehr Materialien als den bisher vorwiegend verwendeten Kunststoff. Metalle oder Keramik stehen bei den Verbrauchern hoch im Kurs. Außerdem sind die Geräte noch zu teuer. „Jeder dritte würde dafür nicht mehr als 500 Euro bezahlen“, erläutert Berg. Nur zwei Prozent der Befragten wären bereit, mehr als 1.000 Euro für einen 3D-Drucker hinzublättern. Das ist die Preisklasse, in der sich viele Angebote noch bewegen.

Eine Chance, die Technologie weiter zu verbreiten, könnten Berg zufolge Copyshops sein. Dort könnten die Kunden ähnlich wie bei den Fotokopien nach dem Wohnort eine 3D-Druckmöglichkeit mit der dafür erwünschten Beratung finden. Auf lange Sicht, so ist sich der Bitkom-Vize sicher, werde sich die Technologie auch in den privaten Haushalten durchsetzen. „Wenn die Anschaffungskosten und die Zugangsschwellen sinken, wird 3D-Druck ein selbstverständlicher Bestandteil unseres Alltags sein“, glaubt Berg.

Allerdings sehen die Bürger auch ein großes Problem für die Wirtschaft. Wenn dreidimensionale Stücke so problemlos daheim hergestellt werden können, ist die Gefahr von Verstößen gegen das Markenrecht hoch. 80 Prozent der Befragten befürchten eine wachsende Produktpiraterie durch 3D-Drucker. Einen wirksamen Schutz vor dem Diebstahl von Markenschutzrechten gibt es noch nicht.

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