Mehr Geld für Afrika

Deutschland solle die Hilfe erhöhen, fordern Entwicklungsorganisationen. Reiche Länder bleiben hinter ihren Versprechen zurück

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Von Hannes Koch

11. Jun. 2009 –

Angesichts der Wirtschaftskrise dürften die reichen Länder die armen Staaten nicht vergessen, warnte am Donnerstag der südafrikanische Friedensnobelpreisträger Erzbischof Desmond Tutu. Als Schirmherr der Entwicklungsorganisation One forderte Tutu Deutschland und andere Industrieländer auf, ihre finanziellen Zusagen für die Entwicklung in Afrika einzuhalten.


Wie der in London präsentierte aktuelle Bericht von One zeigt, steht es damit nicht zum Besten. Die Industrieländer der G8-Gruppe zahlten in den vergangenen Jahren zwar mehr Entwicklungshilfe, lägen aber noch weit hinter ihrem Ziel zurück. Vor allem Frankreich und Italien stellten zu wenig Hilfe bereit, analysiert One, hinter der unterem anderen der irische Sänger und Afrika-Aktivist Bob Geldoff steht.


Auch die Bundesregierung müsse ihre Entwicklungshilfe für Afrika weiter verstärken. Darauf drängt nicht nur One, sondern auch die Entwicklungsorganisation Oxfam. In den vergangenen drei Jahren habe Deutschland seine Zahlungen zwar „jeweils deutlich erhöht“. Dies sei lobenswert, reiche aber nicht aus.


One erinnert daran, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel 2005 beim G8-Gipfel in Gleneagles versprach, die Entwicklungshilfe auf 0,51 Prozent des Bruttoinlandprodukts aufzustocken. Dieses Ziel soll 2010 erreicht werden. Nach Angaben von One lagen die Ausgaben 2008 aber erst bei 0,31 Prozent. Gut elf Milliarden Euro flossen demnach im vergangenen Jahr in deutsche Entwicklungsprojekte in aller Welt, knapp vier Milliarden davon nach Afrika südlich der Sahara.


Angesichts der knappen Zeit mahnt die Entwicklungsorganisation, schnell höhere Beträge einzusetzen. Sonst könne die Bundesregierung ihre 0,51-Prozent-Zusage nicht einhalten.


„Wir stehen zu unseren Verpflichtungen“, heißt es dazu im Hause von Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD). Anders, als von One angegeben, habe der Entwicklungsanteil am BIP 2008 bei 0,38 Prozent gelegen. Die Differenz kommt zustande, weil das Ministerium Schuldenerlasse für arme Länder einrechnet. 2009 habe man die Mittel weiter aufgestockt. Welche Quote dabei erreicht worden sei, werde aber erst 2010 ermittelt.


Die reichen Länder hatten 2005 zusätzliche Anstrengungen beschlossen, um die Millenniumziele der Vereinten Nationen zu erreichen. Bis 2015 will man die Zahl der Menschen halbieren, die weltweit in absoluter Armut leben. Deswegen soll mehr Geld in die Regionen Afrikas fließen, die südlich der Sahara liegen. Dort leiden besonders viele Menschen unter Krankheiten, mangelndem Zugang zu Trinkwasser und unzureichender Infrastruktur. Bis Freitag treffen sich die Entwicklungsminister der G8 in Rom, um die Auswirkung der Wirtschaftskrise auf die Millenniumziele zu diskutieren.

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