Mehr Geld für die Fläche

Die steigenden Baupreise zeigen auch: Im ländlichen Raum muss der Staat mehr in Infrastruktur investieren

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Von Björn Hartmann

27. Aug. 2021 –

Wohnen ist ein Grundrecht und es wird immer teurer. Die Mieten steigen vor allem in den großen Städten, Haus- und Wohnungspreise ziehen kräftig an. Und auch erschlossenes Bauland kostet mehr – in den vergangenen zehn Jahren hat sich der Quadratmeterpreis auf rund 199 Euro mehr als verdoppelt. Das ist üppig, aber ist es auch dramatisch? Muss also der Staat eingreifen und wenn ja: wie?

Zunächst einmal: Die Zahl ist ein Durchschnittswert, der wenig über die Lage vor Ort sagt außer: Es ist teurer geworden. In den Stadtstaaten Berlin und Hamburg kann der Quadratmeter mehr als 1000 Euro kosten, in ländlichen Gemeinden dafür weniger als 30. Dieser Unterschied ist in den vergangenen Jahren noch größer geworden. Und die Werte lassen den Schluss zu: Je niedriger, desto weniger attraktiv. Ein Ansatzpunkt für die Politik.

Dass die Preise bei Bauland, Miet- und Eigentumswohnungen steigen, hat mehrere Gründe neben der normalen Inflation. So wächst Deutschlands Bevölkerung, 2020 lebten 83,1 Millionen Menschen im Land, 2011 waren es noch 80,2 Millionen. Die Menschen müssen wohnen. Gleichzeitig wurde wenig Bauland neu ausgewiesen und wenig neu gebaut.

In den vergangenen Jahren zog es immer mehr Menschen in die Städte. Theater, Kinos, Kneipen lockten, interessante Arbeitgeber, gut ausgebauter öffentlicher Nahverkehr und vergleichsweise kurze Wege. Gleichzeitig stoßen die Städte an ihre Grenzen. Nicht jede Freifläche kann und soll bebaut werden. In Städten wie Berlin, Hamburg, München, Köln, Stuttgart gab es deshalb in den vergangenen zehn Jahren besonders große Preissteigerungen.

Zudem suchen Investoren wegen der sehr niedrigen Zinsen nach Anlagen, die mehr Geld bringen. Immobilien vor allem in Städten, die die Menschen anziehen, gelten als lohnend. Wo es mehrere Interessenten gibt, steigen die Preise. Und weil die Anleger die Ausgaben über Mieten finanzieren, dürften die tendenziell steigen.

Auch auf dem Land ist es nicht überall günstig: Vor allem in landschaftlich und klimatisch attraktiven Gegenden und dort, wo interessante Arbeitgeber locken, kostet Baugrund mehr – weil es mehr Nachfrage gibt als zum Beispiel in der thüringischen Provinz.

Dann ist das allgemeine Wohlstandsniveau in Deutschland gestiegen. Die Menschen sind bereit, mehr auszugeben, sonst würde auch nicht mehr verlangt. Oder anders gesagt: Die Preise steigen, weil es Menschen gibt, die sie bezahlen.

Wie gegensteuern? Bei Wohnraum in Städten könnte es mehr Neubau sein, auch Umwidmen von leerstehenden Büroflächen wäre möglich. Mehr Angebot entlastet die Lage sofort. Leider ist der Anspruch der Politiker oft größer als die Taten.

Dann wären da Subventionen, also Käufern staatliches Geld zu geben, damit sie hohe Preise für Bauflächen, Häuser und Wohnungen in Toplagen bezahlen können. Die Idee ist teuer und nicht eben zukunftsorientiert.

Das Geld ist deutlich besser angelegt in Infrastruktur in der Fläche. Ein Recht auf ein neugebautes günstiges Eigenheim mit großem Grundstück direkt am See, mit unverbaubarem Blick auf die Alpen, oder in Topinnenstadtlage – natürlich ruhig, gibt es nicht. Aber wer außerhalb einer Stadt wohnen möchte, hat wie jeder andere auch Anspruch auf schnelles Internet, Mobilfunk, Nahverkehr, Kinderbetreuung, Ärzteversorgung. Davon haben viele etwas und es wertet eine Region auf.

Ein Wandel im Denken der Bevölkerung deutet sich an – eine Folge der Corona-Pandemie, in der viele von zu Hause arbeiten mussten. 21 Prozent der Berufstätigen in Deutschland können sich einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom vorstellen, umzuziehen, wenn sie künftig nicht mehr jeden Tag ins Büro müssten. Offenbar sind das vor allem Städter: Zwei von fünf Umzugswilligen gaben an, gern im Grünen zu wohnen. Dass davon Gemeinden abseits der klassischen Speckgürtel profitieren können, ist Aufgabe der Politik.

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