Mehr Service, weniger Börsengang

Gewerkschaften unterstützen neuen Bahnchef / Konzern will wieder mehr um Deutschland um Deutschland kümmern

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Von Wolfgang Mulke

08. Apr. 2009 –

Es ist ungewöhnlich, wenn sich der angehende Vorstandschef eines großen Konzerns bei den Arbeitnehmern vorstellen muss, bevor er den Job bekommt. Doch bei der Bahn ist auch dies möglich. So stand der designierte oberste Bahner Rüdiger Grube am Montag zwei Stunden lang den beiden großen Gewerkschaften Transnet und GDBA Rede und Antwort. Von dem Gespräch hing die Zustimmung der Beschäftigten zur Personalwahl ab. „Herr Grube hat die Bewerbung bestanden“, lobte GDBA-Chef Klaus-Dieter Hommel anschließend den Auftritt des noch bei Daimler tätigen Managers. Grube selbst kämpfte sich fast schweigend durch die Meute der Kameraleute. „Es war ein sehr gutes Gespräch“, rang sich der 57-jährige dann doch noch ein paar Worte ab. Der Berufung steht nun nichts mehr im Wege. Der gebürtige Hamburger kann im Mai seine Arbeit im Bahntower aufnehmen.

Entscheidend für das Gewerkschaftsvotum sind inhaltliche Zugeständnisse vom Bund und dem künftigen Vorstandsvorsitzenden. Die bisherige Geschäftspolitik von Hartmut Mehdorn wird zwar nicht generell über den Haufen geworfen, aber in einem wesentlichen Punkt verändert. Die Bahn wird den Blick künftig weniger auf die ganze Welt als vielmehr auf den Kernmarkt im Inland werfen. Der Service solle verbessert und die Kunden zufriedener werden, sagte der Transnet-Vorsitzende Alexander Kirchner. Das bedeutet zwangsläufig, dass künftig wieder mehr in Deutschland investiert wird. International will der Konzern weiter mitspielen. Mit der zuletzt forcierten Expansionsstrategie ist es aber wohl vorbei. Das geht aus einem Memorandum zwischen dem Bund als Eigentümer der Bahn und den Gewerkschaften hervor, das von Grube mitgetragen wird.

Private Investoren sind nicht mehr gefragt. „Der Börsengang in dieser Form wird nicht fortgeführt“, stellte Kirchner fest. Grube sehe dies bestenfalls als eine Option für ferne Zeiten an. Festgeschrieben ist in der Vereinbarung auch, dass der Konzern als Ganzes erhalten wird. Immer wieder wurden die Trennung von Netz und Betrieb oder der Verkauf der Logistiksparte diskutiert. Nun bekennt sich der Bund als Eigentümer zum integrierten Konzern. Für die Arbeitnehmer ist dies besonders wichtig, weil so der unternehmensinterne Arbeitsmarkt erhalten bleibt, ohne den es in Teilbereichen wohl zu Kündigungen kommen müsste.

Zunächst will Grube nach Angaben der Gewerkschaften die noch anstehenden Hausaufgaben lösen. „Er versucht, die Datenaffäre völlig aufzuklären, versicherte Kirchner. Die verdeckte Überprüfung von Mitarbeitern und Lieferanten sowie die Durchforstung von E-Mails nach verdächtigen Empfängern hatten dem scheidenden Bahnchef Mehdorn am Ende den Job gekostet. Bis Mitte Mai sollen die Schnüffelaktionen vollends aufgeklärt und die Verantwortlichen dafür zur Rechenschaft gezogen werden.

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