• Professor Christian Meyer forscht und arbeitet seit 1986 beim Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg.
    Bild: Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin

Meist gibt es keine Impfung

Immer wieder kehren Touristen mit einer seltenen Krankheit aus dem Urlaub zurück. Christian Meyer vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg kennt die Gefahren, die in Feriengebieten lauern. Der Internist weiß, wie sich Reisende am besten sc

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07. Mai. 2010 –

Mandy Kunstmann: Herr Meyer, welche Erkrankungen bringen deutsche Urlauber aus dem Ausland mit?

 

Christian Meyer: Da gibt es Erkrankungen mit Hautsymptomen wie das Zeckenbissfieber und Krankheiten, die Durchfall verursachen. Bakterien oder Viren können dafür zum Beispiel Auslöser sein. Und dann sind da noch die Infektionskrankheiten, die Fieber hervorrufen wie Malaria oder das Dengue-Fieber.

 

Kunstmann: Wissen Sie von Erkrankungen, für die kein wirksamer Impfstoff vorhanden ist?

 

Meyer: Für die meisten Infektionskrankheiten gibt es keine Impfung. Kein Schutz existiert zum Beispiel gegen das Dengue-Fieber. Vor kurzem hat unser  virologisches Labor bei einer Patientin die Verdachtsdiagnose auf das Rift-Valley-Fieber gestellt. Gegen diese Erkrankung kann man sich auch nicht immunisieren lassen.

 

Kunstmann: Das Rift-Valley-Fieber – wie und wo steckt man sich damit an?

 

Meyer: Mücken übertragen diese Krankheit. Die Patientin kam aus Südafrika zurück und hatte sich dort infiziert. Das Rift-Valley-Fieber kann beim Menschen eine grippeähnliche Erkrankung hervorrufen und in seltenen Fällen auch tödlich verlaufen. Zum Glück handelte es sich bei der Patientin nur um eine leichte Erkrankung. Inzwischen geht es ihr wieder gut.

 

Kunstmann: Viele Deutsche werden zur WM nach Südafrika reisen. Ist die Gefahr groß, sich mit dem Rift-Valley-Fieber anzustecken?

 

Meyer: Nein, diese Erkrankung ist wirklich sehr selten. Allerdings weist die WHO inzwischen auf die Gefahr von Rift-Valley-Fieber in Südafrika hin. Touristen, die in tropische Gebiete reisen, sollten sich aber auf jeden Fall mit Insekten abwehrenden Substanzen schützen wie einem Anti-Mückenspray.

 

Kunstmann: Erst vor kurzem haben Forscher in Deutschland Mückenarten entdeckt, die einen Erreger in sich tragen, der Fieber oder Rheuma-ähnliche Symptome auslösen kann. Müssen wir uns jetzt Sorgen machen?

 

Meyer: Tatsächlich wurden hierzulande Sindbis-Fieber-Erreger in Mücken gefunden. Dabei muss man wissen: Wenn sich die Temperatur erhöht, vermehren sich auch die Mückenpopulationen. Damit steigt die Zahl der potentiellen Krankheitsüberträger. Eine Zukunftsprognose möchte ich aber nicht wagen.

 

Kunstmann: Was sollten Touristen, die tropische Gebiete besuchen, unbedingt in der Reiseapotheke haben?

 

Meyer: Das hängt von der Region ab. Auf jeden Fall sollten sich Urlauber vor dem Reiseantritt von einem reisemedizinischen Arzt beraten lassen. Falls nötig, kann dieser sogar Antibiotika für den Ernstfall verschreiben und sagen, ob eine Malariaprophylaxe notwendig ist.

 

 

Bio-Box: Professor Christian Meyer forscht und arbeitet seit 1986 beim Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Der 60-Jährige ist Internist und Buchautor.

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