Nicht überall hin

Sicherheit bestimmt immer mehr die Reiseentscheidungen. Die Türkei ist der große Verlierer.

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Von Wolfgang Mulke

08. Mär. 2017 –

 

Der Wunsch nach einem sicheren Urlaub bestimmt zunehmend das Reiseverhalten der Bundesbürger. Das spüren vor allem die Krisenländer unter den Zielgebieten. Der größte Verlierer ist wegen Bombenterror und politischer Unsicherheiten die Türkei. Dorthin will im kommenden Sommer bisher kaum jemand reisen. „Wir haben aktuell einen Rückgang der Buchungen gegenüber dem Vorjahr von minus 58 Prozent“, sagt der Präsident des Deutschen Reiseverbands (DRV), Norbert Fiebig. Schon im vergangenen Jahr zog es deutlich weniger Touristen in die Türkei als üblich.

Aber auch Städtereisen sind für viele Kurzurlauber nicht mehr so attraktiv, weil es in Metropolen immer wieder zu Anschlägen kam. „Für 95 Prozent der Befragten in Deutschland hat das Thema Sicherheit bei der Urlaubsplanung und Auswahl des Reiseziels heute eine große Bedeutung“, heißt es in einer Studie der Beratungsfirma Travelzoo und der Internationalen Tourismusbörse (ITB). Mehr Kontrollen und Einschränkungen, zum Beispiel bei großen Veranstaltungen, nehmen die Urlauber in Kauf, wenn es um ihre Sicherheit geht. Auch die Nachfrage nach USA-Reisen ist rückläufig. Dass dies mit der Politik des neuen US-Präsidenten Donald Trump zusammenhängt, glaubt Fiebig aber nicht.

Zuhause bleiben ist für die große Mehrheit keine Alternative zur Urlaubsreise. Nur sechs Prozent der Befragten gaben an, dass sie auf einen Aufenthalt im Ausland verzichten wollen. „Stattdessen buchen die Deutschen lieber Griechenland, Bulgarien oder Kroatien“, sagt Fiebig. Es gibt auch genügend andere Ausweichmöglichkeiten. Kreuzfahrten sind eine davon. Dieses Segment verzeichnet laut DRV wieder einmal zweistellige Umsatzzuwächse.

Kurz vor Beginn der weltgrößten Reisemesse ITB in Berlin ist die Branche zufrieden. 60 Milliarden Euro gaben die privaten Haushalte im vergangenen Jahr für den Urlaubstrip aus, ein Plus von zwei Prozent. Rechnet man die Ausgaben vor Ort hinzu, sind es sogar 86 Milliarden Euro. Die Umsätze für die anstehende Sommersaison liegen um sechs Prozent über dem Vorjahreswert. Die gute Branchenkonjunktur zeigt sich auch in einer wachsenden Zahl von Reisebüros, deren Überleben beim Aufkommen des Internets noch stark in Zweifel gezogen wurde. Rund 10.000 Agenturen gibt es derzeit. „Das Reisebüro ist und bleibt die beliebteste Anlaufstelle für Kunden“, stellt Fiebig fest.

Dennoch gewinnt die Buchung im Internet weiter an Gewicht, auch bei den Reisebüros selbst. Inzwischen findet mehr als ein Drittel der Buchungen im Netz statt. Auf dem Rückzug sind spontane Reisen ohne Vorbuchung. Stabil zeigen sich Pauschalreisen. Jeder zweite Urlaub wird von einem Veranstalter organisiert.

Von diesem Mittwoch bis zum kommenden Sonntag präsentieren sich die Anbieter und die Ferienregionen auf der alljährlichen ITB. Allein 100.000 Fachbesucher erwarten die Ausrichter. Insgesamt 10.000 Aussteller aus 184 Ländern sind in den Messehallen vertreten. Thematisch stehen die Themen Sicherheit, Medizintourismus und Digitalisierung im Zentrum der Fachdiskussionen. Vor allem aber ist die ITB eine Einkaufsmesse der Branche, auf der Geschäftsabschlüsse im Milliardenwert getätigt werden.

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