Opel-Beschäftigte als Miteigentümer

Betriebsräte und IG Metall wollen mit Magna über eine Kapitalbeteiligung der Beschäftigten verhandeln. Wie soll das Modell funktionieren?

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Von Hannes Koch

02. Jun. 2009 –

Sollte Opel überleben, werden die Beschäftigten zehn Prozent am neuen Unternehmen besitzen. Das haben die Bundesregierung, der Investor Magna und GM beschlossen. Die Gewerkschaft IG Metall ist zu diesem Experiment grundsätzlich bereit – geht damit aber auch ein hohes Risiko ein. Kein Unternehmen in Deutschland hat zur Zeit eine so große Beteiligung der Beschäftigten am Kapital.


Warum sollen sich die Beschäftigten beteiligen?

Opel braucht Geld. Eine Möglichkeit, dieses zu beschaffen, besteht darin, die Arbeitskosten zu senken. Man kann Stellen streichen oder die Löhne der Beschäftigten reduzieren. Den zweiten Weg würden Betriebsräte und Gewerkschaft mitgehen – unter einer Bedingung. Die Mitarbeiter sollen Gegenleistungen des Unternehmens erhalten. „Wenn sich die Belegschaft am Risiko beteiligt, muss sie auch Mitsprache haben“, sagt Oliver Burkhard, Bezirksleiter der nordrhein-westfälischen IG Metall. „Das Prinzip muss lauten: Beteiligung statt Lohnsenkung“, so Burkhard.


Wie sollen die Mitarbeiter das Geld aufbringen?

Die IG Metall will möglichst verhindern, dass der Monatslohn der Mitarbeiter sinkt. Kürzungen könnte es deshalb bei zusätzlichen Zahlungen geben, die ebenfalls in den Tarifverträgen geregelt sind – etwa Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Dass der Lohn trotzdem nicht tabu ist, beweist aber eine jüngst getroffene Einigung. Die schon beschlossene Lohnerhöhung von 2,1 Prozent stundet die Belegschaft der Firma unter der Bedingung, dass sie in eine Gesamtlösung für Opel eingebracht wird.


Welche Summen können die Beschäftigten einzahlen?

Insgesamt erhält die Opel-Belegschaft eine Lohnsumme von rund einer Milliarde Euro pro Jahr. Die Stundung der Lohnerhöhung spart der Firma daher knapp 20 Millionen Euro im Jahr – nicht genug, um das Unternehmen über die Runden zu retten. Über die Jahre würden sich relativ kleine Beiträge jedoch summieren, wodurch der zehnprozentige Anteil am Opel-Kapital erreichbar erscheint.


Bekommt jeder Beschäftigte eigene Aktien?

Wahrscheinlich nicht. Betriebsräte und Gewerkschaft würden darauf dringen, dass die Anteile der Beschäftigten zentral verwaltet würden. „Wir streben eine gemeinsame Beteiligungsgesellschaft von Beschäftigten und Opel-Händlern an“, sagt Armin Schild, Opel-Aufsichtsrat und IG-Metall-Bezirksleiter in Frankfurt. Die Mitarbeiter erhielten Anteile an der Beteiligungsgesellschaft. Diese würde in den Aufsichtsrat der neuen europäischen Opel-Vauxhall AG eigene Vertreter entsenden – zusätzlich zu den normalen Abgesandten der Arbeitsnehmerseite. Die Einfluss der Beschäftigten wäre damit gebündelt. Unter dem Strich hätten sie mehr Mitsprache als heute.


Worin bestehen die Risiken?

Die Mitarbeiter würden teilweise die Rollen wechseln. Mit einem Teil ihres Geldes agierten sie nicht mehr nur als Arbeitnehmer, sondern auch als Unternehmer. Ihre Kapitalbeteiligung gäbe ihnen Einfluss und das Recht auf eine Beteiligung am Gewinn. Die Kehrseite: Macht das Unternehmen Verlust oder geht gar bankrott, ist das eingesetzte Mitarbeiter-Kapital in Gefahr. Wegen dieser Bündelung des Arbeitsplatz- und Kapitalrisikos tun sich viele Gewerkschafter schwer mit dem Instrument der Mitarbeiterbeteiligung.

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