Pfleger und Kranke zuerst

Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Massenimpfung

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Von Wolfgang Mulke

14. Okt. 2009 –

Rund 23.000 Fälle von Schweinegrippe wurden in Deutschland bislang registriert. Zwei Todesfälle gab es bisher. Ansonsten verläuft die Krankheit eher milde. Die Infektionszahlen steigen allerdings allmählich an. Bis zum Jahreswechsel rechnen Fachleute mit einer deutlichen Zunahme und raten zur Impfung gegen den Virus.

 

Wann beginnt die Impfung und wer wird zuerst versorgt?

 

Die ersten Spritzen werden am 26. Oktober gesetzt. Zunächst werden all jene, die später mit den Kranken in Berührung kommen, gegen den Virus H1N1 immunisiert. Dazu gehört zum Beispiel das Personal in den Krankenhäusern oder bei der Feuerwehr. Anschließend können sich besonders Gefährdete wie chronisch Kranke oder Schwangere impfen lassen. Danach kommen alle anderen dran, die sich schützen wollen. Die Impfung ist freiwillig. Die Bundesregierung hat Serum für den größten Teil der Bevölkerung bestellt. Die Dosen werden nach und nach geliefert. Die Massenimpfung wird bis in den Januar hinein dauern.

 

Wo wird das Serum verabreicht?

 

Jeder Arzt, der impfberechtigt ist, darf das Serum spritzen. Meist werden die Hausärzte diese Aufgabe übernehmen und je nach Bundesland ihre Praxis auch am Mittwoch oder am Sonnabend öffnen. Geimpft wird auch in Krankenhäusern, vielen Gesundheitsämtern oder direkt in den Betrieben.

 

Wer bezahlt den Schutz vor der Schweingrippe?

 

Die Patienten müssen weder für die Impfung etwas bezahlen, noch eine Praxisgebühr beim Arztbesuch entrichten. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten, die pro Immunisierung 28 Euro betragen. Wenn mehr als die Hälfte der Bevölkerung geimpft werden will, übernimmt der Staat die anfallenden Zahlungen.

 

Was für Impfstoffe stehen zur Verfügung?

 

In Deutschland sind drei Präparate zugelassen, darunter der Impfstoff Pandemrix, den die Bundesregierung bestellt hat. Im Prinzip besteht das Serum aus zwei Teilen. Einerseits werden abgestorbene Grippeerreger injiziert, andererseits ein Stoff, der die Wirkung verstärkt. Die Bundeswehr setzt auf ein Mittel ohne diesen Verstärker und schützt ihr Personal mit dem Serum Celvapan. Es gibt Streit über das bessere Präparat. Virologen kritisieren bei Pandemrix stärkere Nebenwirkungen durch die enthaltenen Zusatzstoffe. Das Paul-Ehrlich-Institut weist diesen Vorwurf ebenso wie die Bundesregierung zurück. „Alle Impfstoffe sind geprüft, sicher und wirksam“, versichert Staatssekretär Klaus Theo Schröder vom Gesundheitsministerium.

 

Gibt es Nebenwirkungen?

 

„Es gibt keinen Impfstoff, der besser und verträglicher ist“, stellt das Paul-Ehrlich-Institut fest. Es gibt jedoch wie bei der üblichen Grippeschutzimpfung leichte Nebenwirkungen. Die Haut kann sich röten und die Einstichstelle schmerzen. Auch Fieber kann infolge der Impfung auftreten. In der Regel klingen die Nebenwirkungen jedoch rasch ab.

 

Wie wird geimpft?

 

Die Tests haben ergeben, dass Kinder bis zum Alter von neun Jahren im Abstand von drei Wochen zwei Mal mit der halbe Dosis versorgt werden sollten. Wer zwischen zehn und sechzig Jahr alt ist, kommt mit einer Spritze davon. Ältere sollte zwei Mal zur Impfung gehen.

 

Was müssen Schwangere beachten?

 

Fieber kann während der Schwangerschaft gefährlich sein. Die Bundesregierung will daher rasch einen weiteren Impfstoff bestellen, der ohne Wirkverstärker ist und daher voraussichtlich weniger Nebenwirkungen wie Fieber auslöst. Bis dahin sollen die Ärzte im Einzelfall abwägen, ob sie Pandemrix spritzen oder Schwangeren vom Impfschutz vorerst abraten. Grundsätzlich kann Pandemrix laut Bundesregierung auch Schwangeren bedenkenlos verabreicht werden.

 

Schützt die Spitze auch vor anderen Erregern?

 

Grundsätzlich schützt die Impfung nur vor dem Schweinegrippevirus H1N1. Die Wissenschaftler der Bundesregierung sehen jedoch gute Chancen, dass das Serum auch gegen Mutationen des Erregers hilft. Denn in einer Veränderung des Virus sehen Experten die derzeit größte Gefahr, weil im schlimmsten Fall aus der derzeit noch harmlosen Krankheit eine schwere Grippe werden könnte.

 

Sollten sich die Bürger außerdem auch gegen die normale Grippe impfen lassen?

 

Das Robert-Koch-Institut empfiehlt eine zweite Impfung. Beide Spritzen könnten auch bei einem einzigen Arztbesuch verabreicht werden. Doch in diesem Falle ließen sich Nebenwirkungen nicht mehr eindeutig einer Substanz zuordnen. Deshalb raten die Fachleute, jetzt zunächst zur normalen Grippeimpfung zu gehen und sich später dann eine Dosis gegen die Schweinegrippe spritzen zu lassen.

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