Präsent mit Kehrseite

Kommentar

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Von Wolfgang Mulke

16. Mär. 2009 –

Rentner können sich über ein schon fast nicht mehr gekanntes Ereignis freuen. Im Sommer gibt es eine kräftige Erhöhung der Ruhegelder. Nach vielen Nullrunden oder spärlichen Anpassungen steigt die Kaufkraft der Älteren in diesem Jahr tatsächlich wieder einmal richtig an. Das ist jedem Rentnerhaushalt zu gönnen, auch wenn der Zuwachs nur einem politischen Taschenspielertrick zu verdanken ist. Eine schon länger zurück liegende Gesetzesänderung hat dafür gesorgt, dass es im vergangenen Jahr keine Kürzung der Altersbezüge gab und die Erhöhung in diesem Jahr so kräftig ausfällt. Im Wahljahr sollen die 20 Millionen Rentner bei Laune gehalten werden.

Die Bundesregierung feiert das Wahlgeschenk als Beweis für die Kraft der sozialen Marktwirtschaft (Arbeitminister Olaf Scholz) oder als willkommene Kaufkraftsteigerung in konjunktureller Flautezeit (Kanzlerin Angela Merkel). An beiden Argumenten ist etwas dran. Die gesetzliche Rente erweist sich in der Finanzkrise als Hort der Sicherheit. Das wird sich spätestens zeigen, wenn die privaten Versicherer ihre Gewinnbeteiligungen zurückfahren müssen und so mancher Altersvorsorgeplan dadurch ins Wanken gerät. Auch der konjunkturelle Effekt ist derzeit hoch willkommen. Die Rentner können in diesem Jahr über fünf Milliarden Euro mehr ausgeben. Da die meisten Ruheständler den Zuwachs direkt in die Geschäfte tragen, erhält die Wirtschaft schnell einen wichtigen Impuls.

Doch die positive Nachricht wird für die Rentner vermutlich für längere Zeit die letzte frohe Botschaft bleiben. In den nächsten Jahren drohen neuerliche Nullrunden oder allenfalls geringe Rentensteigerungen. Denn die per Gesetz beschlossenen Geschenke für das vergangenen und das laufende Jahr werden nach 2010 wieder kassiert. Entsprechend geringer fallen die Aufschläge dann aus. Zudem wird sich die Wirtschaftskrise nachhaltig auf die Beschäftigung und die Lohnentwicklung auswirken. Da die Entwicklung der Renten daran hängt, sind kräftige Aufschläge kaum noch drin. Die Aussichten sind folglich trübe. Doch was soll es. Man muss die Feste feiern, wie sie fallen.

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