Reform nötig

Zur Arzneimittelknappheit

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Von Björn Hartmann

20. Okt. 2023 –

Auch in diesem Herbst drohen wieder Engpässe bei bestimmten Medikamenten. Die Produktion lohnt sich in Europa nicht mehr und die Firmen in Asien kommen nicht nach. Oder der Hersteller verkauft die Medikamente lieber in anderen Ländern als in Deutschland, weil er hier nichts verdient. Das Bundesgesundheitsministerium steuert gegen. Das lindert vielleicht die Symptome, trifft aber nicht die Ursache. Es fehlen ja nicht nur Medikamente: Die Krankenhäuser ächzen, nicht nur auf dem Land gehen die Ärzte aus, Fachärzte sind auf Monate ausgebucht, Praxispersonal ist schwer zu finden. Das Gesundheitssystem benötigt eine tiefgreifende Kur.

Das deutsche System ist kompliziert, unter anderem weil der Gesundheitsmarkt nicht so funktioniert wie andere. Wer aus einer Kopfwunde blutet, möchte behandelt werden, und hat nicht die Zeit, sich mehrere Praxen anzuschauen, um dann eine auszusuchen. Ganz abgesehen davon fehlt ein Überblick über Therapien und Kosten. Ärzte, Apotheken, Medikamentenhersteller wiederum wollen Geld verdienen. Die Kassen bezahlen. Um das im Gleichgewicht zu halten, werden, vereinfacht gesagt, Preise bestimmt. Es gibt überall Festbeträge, Pauschalen, Rabatte, Bremsen, Kontrollen. Auch der Beitrag für die Krankenkassen ist im Wesentlichen staatlich festgelegt.

Die letzte Reform ist 20 Jahre her, damals war das Smartphone noch nicht erfunden. Zeit, um das System einmal grundsätzlich zu durchforsten. Die Digitalisierung könnte die Effizienz deutlich verbessern, wenn sie nicht aus vielen Richtungen torpediert würde. Sicher lässt sich auch die Verwaltung vereinfachen: Warum zum Beispiel gibt es im Gesundheitssystem immer noch Abrechnungsapparate in jedem Bundesland? Dadurch wird Geld frei, für Behandlungen, Ärzte, Medikamentenhersteller. Und idealerweise ist dann auch alles in der Apotheke verfügbar.

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