Reisen darf teuer oder billig sein

Die Tourismusbranche fährt optimistisch nach Berlin. Krisenländer mit großen Zuwachsraten.

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Von Wolfgang Mulke

03. Mär. 2015 –

Krisenländer wie Griechenland oder Ägypten sind die großen Gewinner im Reisejahr 2015. Im vergangenen Jahr verzeichneten die Inseln in der Ägäis 17 Prozent mehr Gäste aus Deutschland. Auch Spanien und Italien mit einem Plus von über fünf Prozent legten in der Urlaubergunst wieder zu. Ein Gewinner des laufenden Jahres steht mit Ägypten auch schon fest. Hier steigen die Buchungszahlen kräftig an. „Krisen haben in der Regel nur einen kurzzeitigen Effekt und führen lediglich zu einer Verlagerung der Reiseströme“, erläutert Norbert Fiebig, Chef des Deutschen Reiseverbands (DRV).

 

Die Branche fährt frohen Mutes zur diesjährigen Internationalen Tourismusbörse (ITB) nach Berlin, die am heutigen Mittwoch eröffnet wird und bis zum kommenden Sonntag stattfindet. Mit gut 10.000 Ausstellern aus 186 Zielgebieten melden die Veranstalter wieder einmal einen Rekord. Die gute Branchenkonjunktur lässt sich auch am neuerlichen Umsatzrekord der Veranstalter ablesen. 26,3 Milliarden Euro gaben die Deutschen bei TUI und Co 2014 für Ferienreisen aus. In laufenden Jahr rechnet Fiebig mit einem weiteren Zuwachs.Die niedrigen Zinsen, steigende Löhne und die gute Konsumlaune bescheren der Touristik glänzende Aussichten.

 

Die gute Kassenlage der privaten Haushalte zeigt sich im Reiseverhalten. Kreuzfahrten und höherwertige, also teurere Reise sind die großen Wachstumstreiber. „Die Deutschen sind bereit, mehr Geld für den Urlaub auszugeben“, bestätigt Fiebig. Aber es gibt auch einen anderen Trend, den die Branche noch nicht recht einzuschätzen weiß. „Ein Top-Thema ist Sharing-Economy“, sagt Messe-Chef Christian Göke. Mithilfe von Diensten wie Airbnb oder Uber findet immer mehr Geschäft bei privaten Anbietern statt.

 

Bei Airbnb können Urlauber zum Beispiel günstig Unterkünfte von Einzelanbietern buchen. Uber bietet eine Alternative zum teuren Taxi an, in dem private Kutscher die Fahrten übernehmen. Inwieweit die Vermittlungsplattformen im Internet zu Lasten des regulären Tourismusgeschäftes gehen können, ist noch offen. Eine Umfrage der Hochschule Worms bescheinigt den alternativen Reiseanbietern ein gutes Image. „Knapp 80 Prozent halten das Preis-Leistungs-Verhältnis von Privatunterkünften für besser als bei Hotels“, berichtet Göke. Drei von vier Befragten finden die so gebuchten Zimmer oder Wohnungen auch gemütlicher als die eher sterile Umgebung im Hotel. Mittlerweile finden die Privatanbieter ihr Publikum auch in anderen Zielgruppen als bei den jungen Leuten. Immer mehr ältere Menschen greifen auf diese Angebote zurück.

 

Die ITB untersucht diesen und andere Reisetrends auf etlichen Tagungen und Kongressen. Vor allem aber wird in den Messehallen unter dem Funkturm ein großes Geschäft gemacht. Im vergangenen Jahr berichteten die Aussteller von Geschäftsabschlüssen im Umfang von 6,5 Milliarden Euro. In diesem Jahr wird es wohl ein ebenso lukrativer Treffpunkt der Branche. 100.000 Fachbesucher erwarten die Veranstalter. Am kommenden Wochenende ist die reisemesse dann auch für das breite Publikum geöffnet.

 

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