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Kommentar

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Von Wolfgang Mulke

17. Nov. 2008 –

Darf man Kinder für ihre Eltern bestrafen? Niemand wird dies ernsthaft befürworten. Bei den Hartz-IV-Empfängern ist dies aber der Fall. Sie leiden mit unter der Langzeitarbeitslosigkeit der Eltern, weil es materiell an allen Ecken und Enden fehlt. Ganze 2,54 Euro darf das Essen für den Nachwuchs am Tag kosten. So sehen es die Regelsätze vor. Ein Mittagsgericht in der Ganztagsschule kostet allein fast drei Euro und wird so für manche Schüler zum unerreichbaren Luxusgut. Dies bleibt nicht die einzige unerquickliche Erfahrung. Es reicht weder bei den Schulsachen noch bei der Kleidung. Schon früh verlieren die betroffenen Kinder den Anschluss. Der Grund ist der in keiner Weise zureichende Regelsatz für den Lebensunterhalt, der für die Kinder der Empfänger des Arbeitslosengeldes II vorgesehen ist. 60 Prozent des normalen Betrags für unter 14-jährige, 80 Prozent für die Älteren. Der vermutete Bedarf ist eine mehr oder minder willkürliche Annahme, die mit der Realität nicht viel zu tun hat. Wer selbst Kinder hat, wird dies sicher bestätigen können.

 

Nun will die Bundesregierung das Existenzminimum von Kindern genauer bestimmen, verzögert den fälligen Bericht aber. Denn zwangsläufig werden die Bedarfssätze heraufgesetzt werden müssen. Bis dahin verlängert jeder Tag des Wartens die Benachteiligung der betroffenen Kinder. Die angemessene Unterstützung der Jüngsten ist wichtig. Denn auch die Kinder aus Arbeitslosenfamilien müssen die Chance auf einen späteren Aufstieg erhalten. Eine alternde Gesellschaft kann es sich die Verweigerung von Investitionen in die Jugend nicht leisten. Von der moralischen Frage ist gar nicht zu reden. Ganz so einfach wie es scheint, ist die Lösung allerdings nicht. Etwas mehr Geld wandert in unverantwortlichen Elternhäusern schnell im Topf für alle oder geht für Tabak und Bier drauf, statt für Stifte und Bücher. Da ist ein intelligenteres Unterstützungssystem gefragt, das es leider noch nicht gibt. Auch personengebundene Sachleistungen lösen das Problem nicht allein. Der Staat muss über den Hebel Unterstützung mehr Einfluss auf eine aussichtsreiche Entwicklung der betroffenen Kinder nehmen. Er muss das Richtige mit dem Nützlichen kombinieren. Sonst zieht er sich die nächste Generation von Hilfsempfängern selbst heran.

 

 

 

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