Risiko ist auch Privatsache

Kommentar zu Kapitalanlagen von Hannes Koch

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Von Hannes Koch

22. Mai. 2014 –

Sicherheit ist nie perfekt. Mit einem Restrisiko muss man meistens leben. Das gilt auch für Kapitalanlagen. So hat die Bundesregierung den Schutz für Kleinanleger vor risikoreichen Finanzprodukten nun erhöht. Ausschließen kann sie die Gefahr, Geld zu verlieren, aber nicht.

 

Auslöser war der Fall Prokon. Die Windenergiefirma hat hochverzinste Anleihen an zehntausende Privatleute verkauft, ging pleite und bleibt den Anlegern nun einen guten Teil ihres Geldes schuldig. Finanzminister Wolfgang Schäuble und Verbraucherminister Heiko Maas verschärfen deshalb die Anforderungen für die Firmen: In den Verkaufsprospekten sollen sie beispielsweise mehr Informationen liefern, außerdem weniger aggressiv werben.

 

Das sei zwar richtig, gehe aber nicht weit genug, bemängelt unter anderem die Linke. Deshalb müsse ein sogenannter Finanz-TÜV her, der jedes Anlageprodukt prüft, bevor es auf den Markt kommt. Der Haken: Um alle Produkte vorab zu kontrollieren, bräuchte man eine gigantische Behörde, die keiner bezahlen will. Realistischerweise würde sich der Finanz-TÜV deshalb auf Stichproben beschränken müssen.

 

Auch der Vorschlag der Stiftung Warentest erscheint nicht realitätstauglich. Deren Expertin fordert, den sogenannten Grauen Kapitalmarkt für Kleinanleger ganz zu schließen. Jedoch wollen sehr viele wohlhabende Bürger ihr Geld genauso anlegen, wie sie es bei Prokon taten. Gutes Gewissen mit hoher Rendite zu verbinden, ist eine schöne Sache. Zehntausende Windräder in Deutschland wurden ähnlich finanziert – wenn auch nicht ganz so spekulativ wie bei Prokon. Die Lobby der Öko-Energie-Firmen würde eine Protestwelle entfachen, wollte die Regierung ihren Geschäftsmodellen die Grundlage entziehen.

 

Um komplette Sicherheit zu schaffen, fehlt der Regierung die Macht. Zum Glück. Allerdings muss sich dann auch jeder selbst gründlich überlegen, ob er sechs Prozent Rendite verlangt, wenn zwei Prozent normal sind. Risiko ist auch Privatsache.

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