Ritter schlägt Warentester vorerst

Stiftung darf Schoko-Hersteller Verwendung künstlicher Aromen nicht mehr nachsagen

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Von Wolfgang Mulke

13. Jan. 2014 –

 

 

 

 

Die Stiftung Warentest hat vor dem Münchner Landgericht eine empfindliche Schlappe eingesteckt. Die Tester dürfen nicht mehr behaupten, dass der Schokoladenhersteller Ritter Sport künstliche Aromen verwendet. Das letzte Wort ist damit allerdings noch nicht gesprochen. „Wir legen Berufung ein“, stellte Stiftungs-Sprecherin Heike van Laak umgehend klar. Es wäre die erste gerichtliche Niederlage der gemeinnützigen Einrichtung.

 

In einem Test von 26 Nussschokoladen im Dezember letzten Jahres beurteilten die Prüfer das Quadrat von Ritter als mangelhaft. Als Grund nannten sie eine falsche Kennzeichnung des verwendeten Aromas Piperonal. Die Tester gehen davon aus, dass es künstlich erzeugt wird und nicht wie angegeben auf natürliche Weise. Dagegen setzte sich das Unternehmen zur Wehr und beantragte erfolgreich eine einstweilige Verfügung gegen diese Behauptung. „Eine Verbrauchertäuschung liegt nicht vor“, betonte der Hersteller nach dem Urteil. Die Deklaration sei korrekt, das Aroma werde natürlich gewonnen.

 

Die Wahrheitsfindung wird nicht einfach sein. Es geht um die Frage nach einem kleinen Unterschied in der Erzeugung des Aromastoffes. Ist Chemie im Spiel oder wird das Piperonal direkt aus einer Pflanze gewonnen? Der Produzent des Aromas ist die Firma Symrise aus Holzminden. Der weltweit agierende Konzern versichert, dass der Stoff den Vorgaben der Aromenverordnung entsprechend als natürlich gekennzeichnet werden darf.

 

„Wir haben verschiedene Herstellungsverfahren“, sagt Sprecher Bernhard Kott. Piperonal kommt unter anderem in Dill oder Pfeffer vor. Aber es lässt sich über einen Umweg auch aus dem Sassafrasbaum gewinnen. In diesem Fall wird normalerweise ein chemisches Verfahren eingesetzt. Dies wiederum könnte dazu führen, dass das Aroma nicht mehr den Anforderungen an die Verordnung erfüllt.

 

Das werden die Richter der nächsten Instanz in diesem Rechtsstreit klären müssen. Sollte Symrise ein biotechnisches Verfahren mit demselben Ergebnis beherrschen, wird es eng für die Warentester. Denn echte Beweise haben sie für ihre These nicht. Sie gehen nur davon aus, dass mit den bekannten Methoden die für eine Massenproduktion von Schokolade benötigten Mengen Piperonal nur künstlich erzeugt werden können.

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