Rundumschutz Fehlanzeige

Nur wenige Rechtsschutzversicherungen bieten „gute“ Hilfe/ Kapitalanleger finden kaum Unterstützung

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27. Jul. 2009 –

Auch der friedfertigste Mensch kann schon einmal vor Gericht landen. Eine ungerechtfertigte Kündigung der Arbeitsstelle oder ein unverschuldeter Verkehrsunfall lassen den Betroffenen oft keine andere Möglichkeit, als vor dem Kadi ihr Recht einzufordern. Allein mehr als eine Viertelmillion Streitfälle zwischen Mietern und Vermietern landen jährlich vor Gericht. Gegen allzu hohe Kosten bei den Verfahren helfen Rechtsschutzversicherungen, die zum Beispiel die Anwaltskosten übernehmen.

„Ein einziges Gespräch mit dem Anwalt hat schon alles geklärt“ verspricht die Reklame. Die Wirklichkeit sieht leider anders aus. Selbst die umfassendste Rechtsschutzversicherung bietet nicht gegen jeden Ärger Schutz, sagt die Stiftung Warentest. Insgesamt 45 Kombipolicen aus Privat-, Berufs-, Verkehrs- und Mietrechtschutz haben die Finanzexperten in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Finanztest untersucht. Das Ergebnis: Nur sieben Policen schneiden mit „gut“ ab, die meisten sind „befriedigend“ und drei „ausreichend“. „Sehr gute“ Bedingungen sind Fehlanzeige.

Die besten Konditionen hat die Rechtsschutz Union in ihrem Tarif „T07 erweiterte Leistungen“. Mit Selbstbehalt und einer Laufzeit von einem Jahr kostet die Police 366 Euro. Fast genauso gut, aber 147 Euro günstiger, ist das Angebot der Auxilia. Kleiner Haken: Kunden müssen für 27 Euro jährlich dem Kraftfahrer e.V. beitreten.   

Der Blick ins Kleingedruckte lohnt sich, denn je nach Fall zahlen manche Versicherer viel, andere eingeschränkt und manche gar nicht. Nur bei Streitigkeiten zwischen Arbeitnehmern und ihren Chefs gibt es kaum Lücken. Kapitalanleger hingegen, haben schlechte Karten. Nur zwei Versicherungen – die DA Direkt und die Itzehoer – helfen ohne Einschränkungen, wenn Kunden sich mit ihrer Bank streiten. Leider sind die Versicherungsbedingungen dieser Anbieter an anderen Stellen so miserabel, dass sie zu den schlechtesten im Test gehören.

Nur wenige Anbieter bieten begrenzt eine finanzielle Unterstützung beim Streit um Kapitalanlagen an. Wer sich mit Zertifikaten der Pleitebank Lehman Brothers unwissentlich verzockt hat, kann bei einer Klage gegen seine Bank kaum auf Hilfe hoffen. Wenn Geldanlagen überhaupt zum Schutzbereich gehören, gelten in der Regel begrenzte Anlage- oder Schadenshöhen. Der Testsieger Rechtsschutz Union zum Beispiel, trägt die Kosten für Anwalt und Gericht, wenn sich der Streit um eine Anlage von maximal 250.000 Euro dreht. „Das dürfte meist reichen“, resümieren die Tester.

Zwischen 179 Euro und 426 Euro kosten die Rechtsschutzpakete aus dem Test im Jahr. Wer sparen will, sollte prüfen, ob eine Einzelpolice nicht vielleicht genügt. Von einzelnen Mietrechtspolicen raten die Warentester jedoch ab. Nur im Paket mit anderen Leistungen sei ein solcher Schutz erschwinglich. Vielfahrern empfehlen die Experten einen Verkehrsrechtsschutz, und Angestellte in Krisenbranchen sollten über Arbeitsrechtsschutz nachdenken.  

Bei der Auswahl der richtigen Police gilt es, einige Kriterien zu bedenken. Für Menschen, die viel reisen, empfiehlt es sich  beispielsweise, auf die Reichweite des Rechtsschutzes zu achten. Mit Ausnahme des Standardtarifs der DEVK bieten alle Versicherer im Test weltweiten Schutz. Wer gleich mehrere Wohnungen besitzt, sollte darauf schauen, dass nicht nur das selbst bewohnte Domizil versichert ist.

Wer sich mit einer Police gegen Prozesskosten absichern will, sollte frühzeitig einen Vertrag abschließen. Ist der Streit beim Abschluss bereits im Gange, ist die Versicherung nicht in der Pflicht. Je nach Tarif gelten unterschiedlich lange Wartezeiten von bis zu einem halben Jahr. Ganz ohne eine Selbstbeteiligung  kommen auch versicherte Kläger oder Beklagte nicht davon. Eine Selbstbeteiligung von beispielsweise 100 Euro ist üblich.    

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