Schaden durch Cyberangriffe auf die Wirtschaft nimmt zu

Verfassungschutz spricht von „Cyber-Waffen“ bei ausländischen Diensten. Mehr als die Hälfte der Unternehmen klagt in einer Studie über Spionage, Datendiebstahl oder Sabotage.

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Von Wolfgang Mulke

24. Jul. 2017 –

Die Wirtschaft erleidet durch Kriminelle immer größere Schäden. Bei einer repräsentativen Umfrage des IT-Verbands Bitkom berichtete mehr als die Hälfte der Unternehmen von Spionage, Sabotage oder Datendiebstahl innerhalb der letzten beiden Jahre. Den Schaden dadurch bezifferten die Befragten auf jährlich 55 Milliarden Euro. Das ist ein Zuwachs um acht Prozent im Vergleich zur letzten Untersuchung 2015. „Das ist der Gesamthaushalt des Freistaats Bayern“, veranschaulicht der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV), Hans Georg Maaßen, die finanzielle Dimension der Taten.

„Viele Mittelständler sind vergleichsweise leichte Opfer“, sagt Bitkom-Chef Achim Berg. Fast zwei Drittel der Befragten Firmen mit bis zu 500 Beschäftigten gab an, von kriminellen Aktivitäten betroffen zu sein. Weitere 21 Prozent sagten, es habe vermutlich derlei Vorkommnisse gegeben. Attraktives Ziel sind die Mittelständler, weil sie viele Innovationen entwickeln und als Zulieferer auch ein Einfallstor in die IT der großen Konzerne darstellen. Gleichzeitig ist ihr Schutzniveau niedriger als bei Großunternehmen.

Am häufigsten verschwinden Computer oder Laptops. Dabei sei nicht klar, sagt Berg, ob die Täter es auf die Geräte abgesehen hätten oder auf die darauf gespeicherten Daten. Aber auch das so genannte Social Engeneering ist verbreitet. Dabei sprechen Täter gezielt Mitarbeiter an, um an Namen oder Informationen wie beispielsweise Mailadressen zu kommen. Mit vorgetäuschten, vertrauenswürdigen Absenderadressen verschicken sie dann Mails mit Trojanern im Anhang. Sobald diese im Vertrauen auf den Namen im Absender geöffnet werden, ist das Netzwerk infiziert.

Geklaut werden viele relevante Daten. 41 Prozent gaben an, dass der Mailverkehr angegriffen wurde, 36 Prozent berichten von gestohlenen Finanzdaten. Auch auf das geistige Eigentum haben es die Täter abgesehen. Das sind meist ehemalige oder aktive Mitarbeiter der Firma. 41 Prozent gaben an, dass sie von Wettbewerbern, Kunder oder Dienstleistern ausspioniert wurden. Hobby Hacker stellen 21 Prozent der Täter, Nachrichtendienste nur drei Prozent.

Doch der Datenklau im Auftrag anderer Länder ist laut Maaßen bei den großen Coups ganz vorne. „Die schwerer Angriffe werden in der Regel von Nachrichtendiensten ausgeführt“, sagt der Geheimdienstler. So versuchte beispielsweise Nordkorea, durch Cyberangriffe die Staatskasse aufzufüllen. Die Angriffsfläche wächst laut Verfassungsschutz in der digitalisierten Industrie 4.0.

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