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Kommentar zu US-Strafzöllen
16. Mai. 2024 –
Mit drastischen Strafzöllen unter anderem auf E-Autos aus China will US-Präsident Joe Biden die mächtige Volksrepublik auf Abstand halten. Was auf den ersten Blick harsch und wirksam wirkt, ist Wahlkampfgetöse. Für die deutsche Autoindustrie, sogar die Wirtschaft insgesamt könnten Bidens Zölle noch schwierig werden.
Auslöser der Strafzölle, die E-Autos aus China praktisch vom Markt ausschließen, ist vor allem die US-Innenpolitik. Es herrscht Wahlkampf. Biden plant eine zweite Amtszeit, Donald Trump will ebenfalls erneut ins Weiße Haus. Beide glauben, der Wahlsieg führe auch darüber, den Amerikanern den Erhalt von Industriearbeitsplätzen zu versprechen. Schon die Strafzölle, die Trump in seiner Amtszeit auf viele Produkte erhob, hatten wenig Effekt. Hinzu kommt, dass der US-Marktanteil chinesischer Hersteller bei E-Autos sehr übersichtlich ist. Einsame Spitze ist US-Hersteller Tesla, der unter anderem in Shanghai produziert.
China taugt im Wahlkampf auch als große Gefahr, der es zu begegnen gilt. Das Land versucht, weltweit Einfluss und Kontrolle zu gewinnen, sei es wirtschaftspolitisch über die Neue Seidenstraße, bei Normen, kritischen Rohstoffen, Solarzellen, E-Autos. Um die Strafzölle zu umgehen, bauen chinesische Hersteller möglicherweise Fabriken in Mexiko, von denen aus sie zollfrei in die USA liefern können. Zunächst werden sie versuchen, ihre Fahrzeuge woanders abzusetzen, etwa in Europa.
Die EU wird sich auf sehr viele billige E-Fahrzeuge aus China einstellen. Denn dank staatlicher Hilfen können die dortigen Hersteller die Preise drücken. Die EU könnte dann ihrerseits Zölle erheben, um die heimische Autoindustrie zu schützen. Das träfe wohl auch europäische Hersteller wie BMW oder Stellantis, die in China für Europa produzieren.
Dann dürfte die chinesische Regierung reagieren, vielleicht nicht mit Strafzöllen, denn europäische Hersteller produzieren anders als US-Hersteller auch in China für den chinesischen Markt. Es könnte aber andere Branchen treffen. Für die deutsche Wirtschaft wäre das eine Katastrophe. Wir sind eine Exportnation. Freie Märkte sind unabdingbar.