Schlechte Zeiten für Sparer

Es wird immer schwieriger, sein Geld gut anzulegen. Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten dazu.

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Von Wolfgang Mulke

05. Jun. 2014 –

Bekommen Sparer jetzt gar keine Erträge mehr für Sparbücher oder Festgelder?

 

Die Zinsen für Einlagen bei der Bank, zum Beispiel Sparbuchguthaben oder Festgelder werden noch ein Stück weiter runter gesetzt. Die Guthaben verlieren damit faktisch an Wert, weil die Verzinsung unterhalb der Preissteigerungsrate liegt. Es wird immer schwieriger, Anlagemöglichkeiten zu finden, die sicher sind und trotzdem noch etwas abwerfen.

 

Sollten Haus- oder Wohnungseigentümer ihre Immobiliendarlehen jetzt umschulden?

 

Es kann sich lohnen, von einem teuren alten Baudarlehen zu einem günstigeren neuem umzuschulden. Allerdings erheben die Kreditinstitute dafür in der Regel Gebühren, weil ihnen ja Erträge entgehen. Es ist daher wichtig, Kosten und Nutzen zunächst einmal auszurechnen und sich erst danach für eine Umschuldung zu entscheiden.

 

Werden Kredite und der Dispo jetzt billiger?

 

Ratenkredite oder Hauskredite und am Ende wohl auch der Dispo werden meist mit einer gewissen Zeitverzögerung günstiger, weil Banken und Sparkassen die Senkung des Leitzinses zumindest teilweise an ihre Kunden weiter geben.

 

Wo können Anleger ihr Geld noch gut anlegen?

 

Diese Frage lässt sich nicht pauschal für alle Anleger beantworten. Bei sehr sicheren Sparformen ist die Verzinsung auf mittlere Sicht betrachtet sehr gering. Mit steigendem Risiko lassen sich höhere Renditen erwirtschaften. Das könnten zum Beispiel Staatsanleihen aus anderen Euroländern sein oder auch Anleihen von wirtschaftlich starken Unternehmen. In den letzten Monaten haben sich Aktionäre über eine sehr gute Wertentwicklung freuen können. Der Dax ist nach der Zinsentscheidung sogar auf ein Allzeithoch geklettert. Ob der Börsenboom anhält, vermag jedoch niemand vorherzusagen. Manche Experten halten das derzeitige Kursniveau schon für überhöht. Aktien sind und bleiben mit einem Verlustrisiko verbunden. Das gilt auch für Aktienfonds, obgleich sich das Risiko hier durch die Streuung der Anlage auf Aktien vieler Unternehmen verringert.

 

Ist der Kauf von Immobilien jetzt die beste Entscheidung?

 

Es spricht viel für den Erwerb einer Wohnung oder eines Hauses. Denn die Finanzierungskosten sind so niedrig wie nie zuvor. Doch in vielen begehrten Lagen der Innenstädte ist mittlerweile auch das Niveau der Kaufpreise stark angestiegen. In einigen Gebieten sprechen Experten schon von einer Preisblase. Wer sich in diesen Quartieren zu Höchstpreisen einkauft, könnte Verluste erleiden, wenn so eine Blase einmal zerplatzt und die Immobilienpreise abrupt sinken. Ansonsten gilt die alte Weisheit der drei wichtigsten Faktoren für den Kauf: Die Lage, die Lage, die Lage.

 

Warum sind niedrige Zinsen eine Gefahr für die private Altersvorsorge?

 

Arbeitnehmer oder Selbständige, die einen großen Teil ihres späteren Einkommens privat ansparen, bekommen durch die anhaltende Phase niedriger Zinsen mit Beginn des Ruhestands viel weniger heraus als erwartet. Denn die ursprünglichen Prognosen für den Ertrag oder die spätere Privatrente gingen in den meisten Fällen von einer höheren Verzinsung aus als nun tatsächlich erreicht werden kann. Wer 30 Jahre spart und nun statt der erhofften Durchschnittsrendite von vier Prozent nur noch auf 2,5 Prozent kommt, hat am Ende fast ein Drittel weniger angespart als geplant. Entsprechend geringer ist dann das spätere Alterseinkommen. Wer dies vermeiden will, muss neu rechnen und mehr Geld zur Seite legen.

 

Bleibt der Trend zu niedrigen Zinsen noch lange erhalten?

 

Selbst wenn der Grund für die niedrigen Zinsen entfällt, die Inflation also wieder anzieht und die Wirtschaft in Südeuropa wieder auf die Beine kommt, werden die Zinsen noch wenigstens ein Jahr lang auf sehr niedrigem Niveau verharren. Denn ein schneller Trendwechsel könnte nach Ansicht von Experten zu neuerlichen Turbulenzen an den Finanzmärkten führen und so eine weitere Krise heraufbeschwören. Deshalb wird die EZB die Zinsen bei einem Kurswechsel in kleinen Schritten erhöhen.

 

Was geschieht, wenn es über viele Jahre kaum noch Zinserträge gibt?

 

Dann bekommen vor allem die Versicherungen ein Riesenproblem, weil sie ihren Kunden in der Vergangenheit hohe Garantieleistungen versprochen haben, die sie kaum noch durch die Erträge ihrer Anlagen finanzieren können. Die Versicherten wiederum müssten sich mit viel niedrigeren Schlussauszahlungen abfinden als erhofft. Denn über die garantierten Zinsen hinaus haben einige Anbieter nichts mehr zu verteilen.

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