Schleichende Entwertung?

Kommentar

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Von Wolfgang Mulke

16. Sep. 2009 –

Der Goldpreis steigt und steigt. Mit einem wachsenden Verwendungsbedarf am Edelmetall hat diese Entwicklung allerdings wenig zu tun. In der Industrie wird vergleichsweise wenig davon verbraucht, die Schmuckindustrie leidet unter der Wirtschaftskrise. Außerdem ist das Angebot gar nicht gering. Die Zentralbanken trennen sich nach und nach von ihrem Goldschatz. Der Preis wird folglich weder von einem fehlenden Angebot, noch von einer „echten“ Nachfrage getrieben.

 

Es gibt einige Regelmäßigkeiten, die den Anstieg erklären helfen. So steigt der Goldpreis in US-Dollar gerechnet immer, wenn der Euro an Stärke gewinnt. Das war in den letzten Wochen der Fall. Auch in Krisenzeiten bewegt sich der Goldpreis nach oben. Käufer sind vor allem professionelle Anleger, die sich vor Verlusten an anderer Stelle schützen wollen oder schlicht auf steigende Preise spekulieren.

 

Einiges spricht allerdings für andere Motive der Kauflust beim edlen Metall. Als Folge der Finanzkrise haben die Zentralbanken die Finanzmärkte mit billigem Geld geflutet. Das Kapital will irgendwo untergebracht werden. Das ist derzeit gar nicht einfach. Gekauft wird alles, was einen beständigen Sachwert verspricht. Aktien, Rohstoffe und Edelmetalle gehören dazu. Dahinter steht wohl die Furcht vor erheblich anziehenden Inflationsraten und einer massiven Abwertung des Dollar. Insofern erscheint die Ansicht vieler Analysten fraglich, die den Goldkurs bald wieder auf Sinkflug gehen sehen. Genauso gut kann das begrenzt vorhandene Metall noch viel teurer werden. Es heißt doch immer, dass die Finanzmärkte realen Entwicklungen ein halbes Jahr voraus sind. In diesem Fall droht im kommenden Jahr ein deutlicher Anstieg der Teuerungsrate. Verwunderlich wäre es nicht, denn auch in der Politik wird gelegentlich darüber nachgedacht, das gewaltige Schuldenproblem durch eine schleichende Geldentwertung zu lösen.

 

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