Schnäppchenland Europa

Von den unterschiedlichen Preisen in den EU-Ländern können die deutschen Verbraucher profitieren/ Doch nur wenige Konsumenten kaufen jenseits der Grenze ein/ Denn immer noch bringt der Warenkauf Risiken mit sich

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13. Apr. 2009 –


Noch vor einigen Jahren galt Großbritannien als teures Reiseziel für deutsche Urlauber. Ob die Übernachtung im Hotel, ein Glas Bier im Pub oder die Eintrittskarte für die Oper – im Schnitt kostete alles 20 Prozent mehr. Inzwischen hat sich die Situation merklich geändert. Vom einst starken Pfund ist nichts mehr zu spüren: Freundinnen verabreden sich zum Kurzurlaub nach London, um die Läden auf der Oxford Street nach modischen Outfits zu durchstöbern, Liebhaber von Oldtimern durchforsten britische Automobilzeitschriften, um sich anschließend ihren Traumwagen direkt beim Verkäufer auf der Insel abzuholen. Auch in anderen Ländern lässt sich durch die teilweise enormen Preisunterschiede mancher Euro sparen. Auch über das Internet kann man sich die begehrten Waren von den Händlern im Ausland direkt nach Hause liefern lassen. Manchmal bringt das günstig erstandene Computerspiel oder die preiswerte Designer-Handtasche jedoch nichts als Ärger mit sich: Das gerade gekaufte Produkt geht nach kurzer Zeit kaputt, oder man bekommt die Ware überhaupt nicht oder beschädigt ausgeliefert.
Zwar haben alle EU-Bürger seit 2002 einen Mindeststandard an Rechten beim Wareneinkauf. So können Käufer von gewerblichen Händlern entweder eine Nachbesserung oder eine Ersatzlieferung verlangen, wenn die Ware einen Mangel hat. Doch die Regelung hat einen Haken. „Häufig fällt es vielen Verbrauchern schwer ihre Rechte zu erkennen und auch durchzusetzen“, weiß Charlotte Geiger, Pressereferentin des Europäischen Verbraucherzentrums Deutschland in Kehl, „das liegt vor allem an Sprachbarrieren und unterschiedlichen nationalen Regelungen.“
Sehr viele Verbraucher stoßen auf Schwierigkeiten, wenn sie versuchen ein Problem zu lösen oder zu ihrem Recht zu kommen. Nach Untersuchungen der Europäischen Kommission erklärten sich die Hälfte der Verbraucher, die sich beschwerten mit der Art und Weise, wie ihre Beschwerde behandelt wurde, unzufrieden.
Diese Ergebnisse sind wohl auch der Grund dafür, warum der grenzüberschreitende Einzelhandel auf der Stelle tritt. Seit 2006 ist der Prozentsatz von Verbrauchern, die in anderen EU-Ländern einkaufen unverändert geblieben: 25 Prozent. Und obwohl das Internet mit teils unschlagbar günstigen Preisen lockt, wagen sich nur sehr wenige Verbraucher den grenzüberschreitenden Online-Kauf: „Bereits 150 Millionen Verbraucher kaufen online ein, jedoch nur 30 Millionen auch im Ausland“, berichtet EU-Verbraucherkommissarin Meglena Kuneva.
Die EU-Kommission weiß auch warum die Verbraucher günstige Waren nur sehr selten im Ausland bestellen: Viele Verbraucher würden zum einen von den Händlern abgewiesen, zum anderen stünden sprachliche Barrieren im Weg. Auch logistische Probleme, die zum Beispiel durch unterschiedliche Zahlungssysteme oder Zugangsprobleme zustande kommen, behinderten den Warenverkehr. Besonders würden Konsumenten von einer Bestellung Abstand nehmen, wenn zum Beispiel Zahlungsfragen oder Lieferbedingungen nicht eindeutig geklärt wären oder wenn sie Bedenken wegen des Datenschutzes hätten.
Wer bei Streitigkeiten mit Händlern im EU-Ausland nicht gleich den Rechtsweg einschlagen möchte, dem hilft das Europäische Verbraucherzentrum in Kehl bei einer Schlichtung. Unter der Telefonnummer 07851 / 99148-0 oder mit einer Email an info@euroinfo-kehl.eu können die Experten erreicht werden.



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