Schwerer Job
Kommentar
31. Mär. 2009 –
Es soll nach dem Job als Kanzler der zweitverrückteste Posten der Republik sein, den Bahnchef Hartmut Mehdorn nun räumt. Selbst beim Abgang ist sich der bisherige Alleinherrscher im Bahntower treu geblieben. Von Einsicht in Fehler keine Spur, Schuld sind stets die anderen, die Kampagnen gegen ihn und das Unternehmen fahren. Die fehlende Fähigkeit zum Dialog mit Kritikern und zum Kompromiss hat Mehdorn in den letzten Jahren bei der Sanierung des Unternehmens oft genug geholfen. Beim Umgang mit der Wellen schlagenden Schnüffelaffäre hat ihn das von jeglicher Selbstkritik freie Naturell untragbar gemacht. Die Leistungen des scheidenden Vorstands sollten ebenso unbestritten sein wie dessen Fehler. Mehdorn hat sich letztlich selbst zuzuschreiben, dass seine Leistungen an der Spitze dieses schwierigen Verkehrsunternehmens zum Abgang nicht groß gewürdigt werden.
Tatsächlich steht kein anderer Konzern so sehr im Licht der Öffentlichkeit, mischen sich Politiker und Umweltverbände in die Firmenpolitik ein, stimmen Kunden täglich mit den Füßen über das Leistungsniveau ab, wie bei der Deutschen Bahn. Dieses Umfeld stellt alleine schon große Anforderungen an den kommenden Bahnchef. Er oder sie darf kein politisch genehmer Kandidat sein, sondern muss vor allem Management- und Steherqualitäten mitbringen. Ein Schuss diplomatisches Vermögen wäre auch nicht schlecht. Ein fauler Koalitionskompromiss wäre für die Bahn das schlechteste, was ihr passieren kann.
An Aufgaben mangelt es nicht. Die Wirtschaftskrise ist nur eine von vielen Herausforderungen. Daneben müssen wohl manche Ziele neu formuliert werden. Soll die Bahn irgendwann doch noch an die Börse fahren oder verzichtet der Bund auf die Privatisierung endgültig? Wie sollen wirtschaftlicher Erfolg und gemeinwohlorientierte Angebote zusammengebracht werden, ohne dass der politische Einfluss zu stark wird? Vor allem aber muss der neue Vorstand zerbrochenes Porzellan an allen möglichen Ecken kitten und die Glaubwürdigkeit der Führungsebene wieder herstellen. Dazu zählt auch die Aufklärung der Schnüffelaffäre.
An der Unternehmensstrategie selbst muss der künftige Bahnchef gar nicht viel ändern. Die Deutsche Bahn ist im europäischen Wettbewerb bestens aufgestellt. Ob der Erfolg anhält, wird vom neuen Chef abhängen und auch davon, dass die noch auf Mehdorn getrimmten Führungskräfte der Bahn in akzeptieren und unterstützen. Leicht wird der Job also nicht.