Seltsame Messergebnisse bei Opel-Abgasen
Umwelthilfe: Diesel-Zafira hält Grenzwert ein, wenn nur die Vorderräder laufen - nicht aber mit allen vier Rädern. Opel weist den Verdacht zurück
23. Okt. 2015 –
Beim Abgas-Test eines Opel Zafira Diesel ist ein Phänomen aufgetreten, das an den VW-Skandal erinnert. Liefen auf dem Prüfstand nur die beiden Vorderräder des Fahrzeugs, hielt es den Abgaswert ein. Waren vier Räder in Bewegung, wurden die Grenzwerte massiv überschritten. Den Verdacht, technische Manipulationen könnten die Ursache sein, wies Opel am Freitag jedoch zurück.
Den Test in Auftrag gegeben hatte die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die sich seit Jahren für umweltfreundlichere Fahrzeuge einsetzt. Durchgeführt wurde die Abgaskontrolle des Opel Zafira 1.6 CDTi von der renommierten Berner Fachhochschule in der Schweiz. Die Umwelthilfe bemüht sich um die Aufklärung des VW-Skandals: Der Autohersteller hatte Millionen Motoren so frisiert, dass sie die Abgas-Grenzwerte bei Kontrollen auf Prüfständen zwar einhalten, im Straßenverkehr aber überschreiten. Nun ist die Frage, ob auch andere Konzerne die Politik und Öffentlichkeit in dieser Weise getäuscht haben.
Nach Angaben der Umwelthilfe sieht das Ergebnis der Zafira-Untersuchung so aus: „Die Stickoxid-Werte aller Messungen im Zwei-Rad-Modus lagen unter dem Grenzwert von 80 Milligramm pro Kilometer. Im Vier-Rad-Modus wurde der Grenzwert allerdings um den Faktor zwei bis drei überschritten.“
Mit anderen Worten: Auf der Straße stößt der Opel-Diesel wohl viel mehr Stickoxid aus, als er darf. Um solche Überschreitungen zu verbergen, hatte VW vielen Fahrzeugen ein Computerprogramm eingesetzt, dass die Prüfsituation bemerkt. Sind, wie auf Prüfständen üblich, nur zwei Räder in Bewegung, regelt der Motor den Abgasausstoß herunter.
Diesen Verdacht im Hinblick auf den Opel-Zafira wollte DUH-Experte Axel Friedrich nicht konkret benennen. „Wir weisen keine Schuld zu“, so Friedrich. Allerdings sprach er von „Indizien“. Anders der grüne Politiker Oliver Krischer. Der sagte: „Die Diskrepanz“ zwischen den Werten „lässt auf Abschalteinrichtungen schließen – wie auch immer die aussehen“.
Opel, eine Tochter des US-Konzerns General Motors (GM), wies Argwohn und Vorwürfe am Freitag zurück: „Für alle unsere Autos gilt nach wie vor und ohne Einschränkung: Von GM entwickelte Software hat keine Features, die feststellen, ob das Fahrzeug einem Emissionstest unterzogen wird.“ Einen Zafira habe das Unternehmen jüngst selbst getestet. Resultat: „Sowohl auf einem Zwei- als auch auf einem Vier-Rollen-Prüfstand sind die Werte absolut korrekt und im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben.“
Die Deutsche Umwelthilfe forderte das Kraftfahrt-Bundesamt auf, den fraglichen Zafira zu kontrollieren. Dort hieß es, „Hinweise aus der Öffentlichkeit bleiben nicht unberücksichtigt“. Sowieso führe man gegenwärtig „umfangreiche Untersuchungen mit verschiedenen Fahrzeugmodelle deutscher und ausländischer Hersteller durch“.