Skandalöse Aufarbeitung

Kommentar

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Von Wolfgang Mulke

04. Mär. 2009 –

Die Datenaffäre bei der Bahn wird wohl kaum mehr richtig aufgeklärt. Der Konzern verspricht zwar offiziell eine lückenlose Klärung der Vorfälle. Doch die Praxis sieht anders aus. Nicht umsonst beklagen die vom Aufsichtsrat eingesetzten Anwälte ein mangelndes Engagement bei der Herausgabe von Akten durch die Bahn. Auch die Hinweise auf eine groß angelegte Aktenvernichtung lassen erahnen, dass mancher brisante Vorgang nicht mehr nachvollzogen werden kann. Von Anfang an wurde bei der Bewältigung des Skandals auf Zeit gespielt. Die Strategie wird aller Voraussicht nach erfolgreich sein, auch wenn der Abschlussbericht der Prüfungsgesellschaft noch aussteht.

Aus Sicht des Vorstands ist die Taktik verständlich. Bahnchef Hartmut Mehdorn kann sich so vielleicht noch einmal aus der Schusslinie bringen. Bei allen Verdiensten um das Unternehmen wäre der Vorstand im Normalfall nicht mehr haltbar. Entweder wusste der Manager von den Details der Schnüffeleien und hätte damit wahrscheinlich gegen geltendes Recht verstoßen. Oder er wusste davon nichts und hatte somit seinen Laden nicht im Griff. Andere Spitzenleute wurden schon für geringere Verfehlungen in die Wüste geschickt.

Aber um Schuld oder Unschuld geht es gar nicht. Der Posten des obersten Bahners ist längst zum Politikum geworden. Die Entscheidung über einen Nachfolger soll erst nach der Wahl fallen. Deshalb hält die Regierung an Mehdorn fest und nimmt dafür die skandalöse Aufarbeitung der Datenaffäre hin. Wenn es um die eigenen Interessen geht, wird mancher Ruf nach Transparenz, ethischem Verhalten und Aufklärung zum Lippenbekenntnis. Das ist in der Politik genau so wie in der Wirtschaft.


 

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