So wird es hoffentlich nicht weiter gehen

Womit bei einer Staatspleite der US-Amerikaner zu rechnen ist

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Von Wolfgang Mulke

16. Okt. 2013 –

Was geschieht in den USA, wenn es bis zur letzten Minute keinen Kompromiss für eine neue Schuldengrenze gibt?

 

Wenn die Schuldengrenze erreicht wird, darf die Zentralregierung keine neuen Staatsanleihen mehr ausgeben. Nach Angaben des Finanzministers sind an diesem Donnerstag noch rund 30 Milliarden Dollar in der Kasse. Täglich gibt Washington aber bis zum Doppelten dieser Summe aus, für das Militär, für Renten oder andere Aufgaben. Diesen Verpflichtungen können die USA dann nicht mehr nachkommen, weil sie die Lücke zwischen den Steuereinnahmen und den Ausgaben nicht mehr durch neue Schulden schließen dürfen. Es müsste also sofort drastisch gespart werden.

 

Wären die Amerikaner dann wirklich pleite wie Griechenland?

 

Beide Länder sind nicht vergleichbar. Denn die wirtschaftliche Kraft der USA ist riesig. Und die US-Bürger haben weltweit mehr Vermögenswerte auf der hohen Kante als der Staat zuhause verschuldet ist. Die Politik könnte die Steuern erhöhen und so die Kasse wieder füllen. Außerdem gibt es ja noch die Notenbank, die unbegrenzt Dollar drucken und vorhandene Schulden damit tilgen könnte.

 

Müssten sich auch deutsche Kunden von Lebensversicherungen Sorgen machen, weil ihr Geld in US-Staatsanleihen angelegt wird?

 

Das Engagement deutscher Versicherer in den USA ist vergleichsweise gering. 2011 waren weniger als ein Prozent des Kapitals der Sparer in amerikanischen Staatsanleihen angelegt. Selbst wenn die Börsen im Anschluss an eine Teilpleite der USA nach unten rauschen, haben die Versicherten dadurch nur überschaubare Verluste. Denn in Aktien steckt weniger als drei Prozent des Geldes. Auch muss wohl niemand ganz schnell Staatsanleihen verkaufen, wenn die Bonität der USA sinkt. Die Versicherer können die Papiere dann in eine risikoreichere Klasse umbuchen, um den Sicherheitsanforderungen der Finanzaufsicht zu genügen.

 

Wird es ohne schnelle Einigung der Parteien wieder ein weltweites Beben an den Finanzmärkten geben?

 

Diese Möglichkeit schließen Fachleute nicht aus. Bislang sind die Börsianer aber ruhig geblieben. Sie gehen von der Vernunft aller Beteiligten aus. Sollte diese Hoffnung zerplatzen, rechnen Experten allerdings mit ähnlich gravierenden Folgen wie nach der Pleite der Lehman-Bank 2008.

 

Können die USA ihre Zahlungsfähigkeit noch mit Tricks erhalten?

 

Denkbar sind verschiedene Möglichkeiten, weitere Zeit zu gewinnen. Zum Beispiel wird das Recht angeführt, Sondermünzen zu prägen. Theoretisch könnte eine Ein-Billion-Dollar Münze geprägt und dann bei der Notenbank gegen weiteres Geld eingetauscht werden. Oder, was wenig wahrscheinlich ist, der rund 400 Milliarden Dollar teure Goldvorrat wird auf den Markt gebracht. Schließlich könnte auch die Notenbank helfen und alle Staatspapiere aufkaufen, die irgendwo auf dem Globus angeboten werden. Das käme zwar dem Drucken neuer Dollars gleich, wäre für die Anleger aber eine sichere Sache, weil sie ihr Geld auf jeden Fall zurückbekommen würden.

 

 

 

Was passiert mit dem Dollar, wenn die Krise anhält?

 

Das Vertrauen in den Dollar als weltweite Leitwährung würde weiter schwinden. Es gibt schon länger einen Diskussion, ob der Greenback nicht durch einen Korb aus verschiedenen Währungen abgelöst werden sollte. Diese Debatte käme neu auf.

 

 

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