Spritverbrauch soll bald realistisch gemessen werden

Beim CO2-Ausstoß fallen nur zwei Dieselmodelle negativ auf. Verkehrsminister Alexander Dobrindt verspricht mehr Transparenz beim tatsächlichen Verbrauch. Kraftfahrt-Bundesamt korrigiert die eigenen Messergebnisse.

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Von Wolfgang Mulke

27. Jun. 2017 –

Nur noch zwei Dieselmodelle liegen auch beim CO2-Ausstoß und damit beim Spritverbrauch höher als bei den offiziellen Herstellerangaben. Die anderen 17 von der Untersuchungskommission „Volkswagen“ geprüften Fahrzeuge halten die Vorgaben der Typzulassung ein oder unterschreiten diese sogar. Dies gab Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) jetzt bekannt.

Die insgesamt 19 Modelle waren bei Messungen der Schadstoffemissionen in Zusammenhang mit dem VW-Skandal durch einen sehr hohen Ausstoß des Klimaschädlings CO2 aufgefallen und wurden daraufhin noch einmal genauer unter die Lupe genommen. Bei der zweiten Messung fielen mit einer Variante des Opel Zafira 1.6l und einem Smart Fortwo 0,8l nur noch zwei Modelle durch eine große Abweichung von der Typzulassung auf. Beide Fahrzeuge werden nicht mehr produziert und wurden auch nur in geringen Stückzahlen verkauft. Weitere zehn Fahrzeuge mit einer im Ausland erteilten Typzulassung stehen noch im Testverfahren.

Damit korrigiert sich das Kraftfahrt-Bundesamt, das die Messreihen durchgeführt hat, selbst. Als Erklärung führt Dobrindt die methodischen Schwierigkeiten bei einer realistischen Verbrauchsmessung auf der Straße an. „Es gibt eine Lücke zwischen dem Prüfstand und der realen Fahrt“, sagt der Minister. Doch aus dem Bericht der Kommission geht hervor, dass die Hersteller selbst auf dem Prüfstand reichlich Möglichkeiten haben, den Spritverbrauch und damit auch den CO2-Ausstoß zu senken. So stößt der Motor zum Beispiel weniger Klimagas aus, wenn die Temperatur im Raum steigt. Bei einem Mercedes maßen die Experten 169,2 Gramm CO2 pro Kilometer im 22,7 Grad warmen Raum. Bei einer Temperatur von 24,5 Grad waren es nur 160,8 Gramm.

Es gibt weitere Spielräume wie das Fahrverhalten des Testfahrers oder auch der Widerstand auf der Prüfrolle. Die Untersuchungskommission sieht das kritisch. „Neben den teils unrealistischen Testbedingungen trägt insbesondere auch die Inanspruchnahme der zulässigen Toleranzbereiche durch den Hersteller zur Diskrepanz zwischen den Katalogwerten und dem real auftretenden Spritverbrauch bei“, heißt es in ihrem Bericht. Der Fraktionsvize der Grünen, Oliver Krischer, hält die Untersuchung daher für unglaubwürdig. „Die Autokäufer werden systematisch hinter die Fichte geführt“, sagt Krischer. Für die Grünen sind die Testergebnisse nicht verwunderlich. Im Gegensatz zur ersten Messreihe habe das KBA beim zweiten Durchlauf die Sonderbedingungen der einzelnen Hersteller angewendet und sei deshalb auch zu keinen Abweichungen von deren Ergebnissen gekommen.

Konsequenzen wird der Bericht nur in geringem Umfang haben. Das Modell des Opel Zafira wird nicht mehr produziert. Das KBA verlangt von Opel nur eine Nachrüstung der rund 8.000 verkauften Fahrzeuge. Beim Smart sollen noch weitere Messungen erfolgen. Da erst Abweichungen von mehr als zehn Prozent von den Herstellerangaben zur Rückgabe eines Fahrzeugs oder einer Steuernachzahlung führen, bleibt die Entdeckung auch finanziell weitgehend folgenlos. Bei beiden auffälligen Typen liegt die Abweichung deutlich unter dem juristisch relevanten Wert. Grenzwerte für CO2 gibt es auf ein einzelnes Fahrzeug bezogen nicht.

Für mehr Transparenz für die Autokunden soll eine Vereinbarung zwischen dem Verkehrsminister und der Autoindustrie sorgen. Sie sieht die Gründung eines „Instituts für Verbrauchs- und Emissionsmessungen“ vor. „Wir können damit sicherstellen, dass die Lücke transparent geschlossen wird“, versichert Dobrindt. Die Hersteller sollen mit rund zwei Millionen Euro jährlich unabhängige Messungen des Kraftstoffverbrauchs sowie der Schadstoffemissionen von neu auf den Markt kommenden Autos messen. Herauskommen soll eine Bandbreite beim Verbrauch, die für jedermann im Internet abrufbar sein soll. Dieses Band reicht von der Herstellerangabe bis hin zur realen Fahrt mit laufender Klimaanlage und einer sportlichen Fahrweise. „Das ist ein wichtiger Schritt“, glaubt der Minister.

Das Institut soll die Rechtsform eines Vereins erhalten. Als Mitglieder sieht Dobrindt neben der Politik auch Verkehrs- oder Verbraucherverbände. Das soll die Unabhängigkeit der Einrichtung gewährleisten. „Die Kontrolle obliegt nicht den Automobilherstellern“, betont der Politiker. 70 Fahrzeuge kann das Institut nach dem Aufbau im Jahr testen. Für den Grünen Krischer ist das Institut unglaubwürdig, weil es von der Industrie finanziert wird. Gerade die Selbstkontrolle der Branche habe erst zum Abgasskandal geführt. „Die jetzt auch noch auszubauen befördert das Tricksen und Betrügen“, befürchtet der Verkehrsexperte.

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