Strompreise könnten Pause machen

Die Verbraucher-Umlage für Ökostrom soll im kommenden Jahr leicht sinken. Ob auch die Preise zurückgehen, steht auf einem anderen Blatt

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Von Hannes Koch

05. Sep. 2014 –

Es ist eine gute Nachricht für die Verbraucher. Die Umlage für Ökostrom wird 2015 wohl erstmals seit Jahren sinken. Damit fällt ein Grund für Preisanhebungen bei Elektrizität weg. Ob die Rechnungen der Privathaushalte und Firmen deshalb aber zurückgehen, steht auf einem anderen Blatt.

 

Mit der Umlage bezahlen die Privatkunden und meisten Betriebe in Deutschland die Kosten für sauberen Strom, den Wind-, Sonnen- und Biomasse-Kraftwerke produzieren. Gegenwärtig werden 6,24 Cent für jede verbrauchte Kilowattstunde automatisch von den Elektrizitätsversorgern eingezogen. Ab 1. Januar 2015 dürften es nur noch etwa sechs Cent sein.

 

„Bei manchen Stromanbietern kann es deshalb Spielraum für Preissenkungen geben“, sagt Christoph Podewils von der Organisation Agora Energiewende in Berlin. „Das hängt aber auch von den jeweiligen Bedingungen im Vertriebsgebiet ab.“ Denn die Ökoumlage ist nur einer von mehreren Bestandteilen des Preises. So spielen auch die Netzkosten eine Rolle, die sich von Region zu Region unterscheiden. Steigen diese, macht das die entlastende Wirkung der niedrigeren Umlage zunichte.

 

Einige Unternehmen dürften aber grundsätzlich die Möglichkeit haben, eine kleine Kostensenkung an die Kunden weiterzugeben. Schließlich profitierten sie in diesem Jahr auch von niedrigen Einkaufspreisen beispielsweise für Erdgas. Allerdings fehlen bislang Äußerungen von Unternehmen in dieser Richtung. So sagte eine E.ON-Sprecherin nur: „Bis zum Jahresende bleiben die Preise stabil“. Für 2015 könne man noch keine klaren Aussagen machen. Das Verbraucherportal Verivox warnte vor allzu großen Hoffnungen: „Verbraucher sollten sich nicht auf sinkende Preise einrichten.“

 

Ursache der zurückgehenden Umlage ist ein Überschuss von etwa 1,5 Milliarden Euro auf dem Ökostrom-Konto. Das ist ein Verrechnungsmechanismus zwischen den Einnahmen aus der Umlage und den Ausgaben, die die Betreiberfirmen des Stromnetzes an die Produzenten der regenerativen Energie zahlen. Der Überschuss deutet einerseits daraufhin, dass in diesem Jahr weniger Ökostrom finanziert werden musste, als erwartet worden war. Allerdings hatte die Bundesregierung die Umlage 2013 auch stark erhöht – offenbar etwas zu viel, wie sich jetzt zeigt.

 

In den vergangenen Jahren war die Umlage stark gewachsen. 2010 lag sie noch bei zwei Cent pro Kilowattstunde Strom, rund vier Cent niedriger als heute. Sie macht etwa ein Fünftel des gesamten Endkundenpreises einer Kilowattstunde aus, der in der Größenordnung von 30 Cent liegt. Der schnelle Anstieg der Umlage kam vor allem durch den rasanten Zubau von Ökokraftwerken zustande, die finanziert werden mussten. Deshalb wurde jahrelang debattiert, ob der Anstieg die Bundesbürger und Firmen überfordert.

 

Ergebnis: Die große Koalition aus Union und SPD hat das Erneuerbare-Energien-Gesetz grundsätzlich renoviert. Vor fünf Wochen trat es in Kraft. Die Kosten sollen künftig unter anderem deshalb im Rahmen bleiben, weil die Menge des Ökostroms, der pro Jahr hinzukommen darf, begrenzt wurde.

 

Durch diese Reform hat das Thema seine Brisanz einstweilen verloren. Das Problem scheint erstmal gelöst. Entspannung verschafft nun auch die vermutlich positive Entwicklung der Öko-Umlage in 2015. Ab 2016 allerdings dürfte sie wieder steigen – in Richtung sieben Cent pro Kilowattstunde. Das liegt schlicht daran, dass Deutschland die Produktion von Ökostrom immer weiter ausdehnt. Den Plänen zufolge jedoch soll der Anstieg der Ökokosten lange nicht so stark ausfallen wie in den vergangenen Jahren. Was das für die Verbraucherpreise bedeutet? Sinken werden sie mittel- und langfristig nicht, eher steigen.

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