Syriens Kinder brauchen Hilfe
Unicef-Schirmherrin und Gauck-Partnerin Daniela Schadt sieht die Kinder als größte Opfer des Bürgerkriegs
19. Dez. 2013 –
Für rund 5,5 Millionen Kinder in Syrien verschärft sich die humanitäre Lage immer weiter. „Dies ist ein besonders harter Kriegswinter“, sagt Daniela Schadt, Schirmherrin der Kinderhilfsorganisation Unicef. Die Partnerin von Bundespräsident Joachim Gauck ruft die Bundesbürger zu Spenden für die von Flucht, Krankheit, und Mangelernährung betroffenen Kinder auf. „Es sind einfache Dinge, die weiterhelfen“, wirbt Schadt um Hilfen für die Syrer. Decken, Heizöl und Dämmmaterial reichen oft schon aus, um die ärgsten Nöte im kalten Nahen Osten abzumildern.
„Nach drei Jahren Bürgerkrieg ist heute fast die Hälfte der syrischen Kinder in einer akuten Notsituation“, erläutert der Geschäftsführer von Unicef in Deutschland, Christian Schneider. Selbst Schulen oder Gesundheitszentren werden zu Angriffszielen der Rebellen oder der Regierungstruppen. Erst am vergangenen Wochenende gab es in der Stadt Aleppo einen Anschlag auf eine Schule. Dutzende Kinder starben Schneider zufolge dabei.
Trotz der unübersichtlichen Lage und etlicher unterschiedlicher Einflussgebiete. 400 Milizen kämpfen gegen die regulären Truppen von Präsident Assad und laut Unicef oft auch untereinander um die Vorherrschaft in den einzelnen Regionen. „Es ist manchmal schwer, den Unterschied zwischen Gut und Böse zu ziehen“, ahnt Schadt. Doch die Kinder könnten dafür nichts. Die First Lady lobt ausdrücklich die Leistungen der Nachbarländer Syriens, die mittlerweile Millionen Flüchtlingen aus den Bürgerkriegsgebieten Schutz gewähren. „Diese Länder brauchen unsere Hilfe“, stellt Schadt fest, „damit sie unter der Last nicht zusammenbrechen.“
Unicef kann zwar nicht überall helfen. Denn in manche Gebiete kommen die Helfer nicht herein. Trotzdem geben die Kräfte vor Ort nicht auf. Allein in den vergangenen Wochen verteilte die Hilfsorganisation 450.000 Decken, 28.000 Pakete mit Winterkleidung sowie 65.000 Plastikplanen. Schulen erhalten Gasheizgeräte, Familien Gutscheine für Heizöl. Doch so lange der Krieg andauert und die Menschen fliehen müssen, bleibt dies nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Unicef-Regionaldirektorin Maria Calivis befürchtet nun auch die Ausbreitung von Epedemien. „Syrien war 1999 poliofrei“, sagt sie, „2013 haben wir 13 Fälle von Kinderlähmung.“ Da es keine Routineimpfungen wegen des Bürgerkriegs mehr gibt, befürchtet Calivis eine Ausbreitung von Polio in der gesamten Region einschließlich der Nachbarländer. Derzeit läuft deshalb eine Impfkampagne, um 20 Millionen Kinder im Nahen Osten gegen die Krankheit zu immunisieren.
Alarm schlägt auch der Menschenrechtskommissar des Europarats, Nils Muiznieks. Angesichts der größten Flüchtlingskatastrophe seit 20 Jahren sei die Aufnahmebereitschaft der europäischen Länder ungenügend, kritisierte er. Die Türkei haben zehnmal mehr Flüchtlinge aufgenommen als die 46 Europarats-Mitglieder zusammen. Nur Deutschland sei dabei mit dem Schutz von 10.000 Syrern eine positive Ausnahme.