Täuschende Aromen und zu viel Vitamine

Die meisten Multivitaminsäfte schneiden im Test schlecht ab. Bundesamt warnt vor einer Überversorgung mit Nahrungsergänzungsmitteln.

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Von Wolfgang Mulke

07. Jan. 2014 –

Gerade in der kalten Jahreszeit verheißen Fruchtsäfte ein bisschen mehr Schutz vor Schnupfen oder anderen Infekten. Insbesondere Multivitaminsäfte stehen bei den Verbrauchern hoch im Kurs. Sie sind oft mit zusätzlichen Vitaminen angereichert und die Aufmachung lockt mit dem Genuss tropischer Früchte. Doch die Hersteller versprechen nach Erkenntnissen der Zeitschrift Ökotest zu viel. Sie hat die handelsüblichen Angebote unter die Lupe genommen und kam zu einem weitgehend vernichtenden Urteil.

 

Nur die Biomarken werden sehr gut bewertet. Zwei Multivitaminsäfte von Aldi Nord und Aldi Süd schneiden mit einer befriedigenden Bewertung bei den herkömmlichen Produkten noch am besten ab. Acht der 18 geprüften Saftmischungen erhielten die glatte Schulnote sechs – ungenügend. Darunter sind renommierte Marken wie Hohes C Multivitamin, der Fruchtsaft von Bauer und dem Konkurrenten Valensina. Einer der Hauptgründe der Kritik: Die Getränke beinhalten „zu viele Vitamine, die man sich besser aus richtigen Lebensmitteln holt“, kritisiert Ökotest in seiner neuesten Ausgabe.

 

Multivitaminsäfte stehen meist aus aus einem Basisgetränk aus Apfel-, Birnen und Orangensaft. Der gewünschte Schuss Exotik resultiert aus tropischen Früchten. Mango, Maracuja, Guave oder Ananas ergänzen den Grundcocktail. Doch um direkt gepressten Saft handelt es sich nur selten. Überwiegend verwenden die Hersteller laut Ökotest Fruchtsaftkonzentrat. Dieses wird hergestellt, in dem dem frisch gepressten Saft das Wasser entzogen wird. Bei diesem Prozess gehen allerdings auch Aromen verloren. Der Geschmacksverlust wird bei der späteren Verarbeitung dann durch zugefügte andere Aromen wieder ausgeglichen. „Von einem ursprünglichen Saft kann man nach diesem künstlichen Aufmotzen kaum noch sprechen“, erläutern die Experten von Ökotest.

 

Dabei bleibt es nicht. Die Industrie setzt den Säften noch einen Vitamincocktail zu. Bis zu zwölf Komponenten zählen die Tester. Das halten Experten von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ebenso wie die Fachleute des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) eher für schädlich als das es der Gesundheit auf die Sprünge hilft. Nur in Einzelfällen könne eine Nahrungsergänzung sinnvoll sein, heißt es vom BVL. Beim Verzicht auf Milchprodukte kann zum Beispiel zusätzliches Calcium angezeigt sein. Folsäure kommt für Schwangere in Frage.

 

Ansonsten rät das BVL von künstlichen Zusatzstoffen wie Vitaminen ab. „Eine einseitige, unausgewogene Ernährungsweise kann nicht durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ausgeglichen werden“, stellen die Fachleute fest. Da kaum ein Bundesbürger unter Vitaminmangel leidet, hält das Amt die Einnahme schlicht für überflüssig. Zu viel davon kann sogar schaden, wie das Beispiel Betacarotin zeigt. Studien haben beispielsweise Skepsis gegenüber Betacarotin ausgelöst. Lebensmittel sollte damit deshalb besser nicht angereichert werden. Doch die Tester fanden in jedem zweiten mit Zusatzstoffen angereicherten Multivitaminsaft isoliertes Betacarotin, zum Teil in erheblichen Mengen. Besser sind laut Ökotest jene Produkte, die Karotten mit natürlichem Betacarotin enthalten. Der Gehalt liegt dann deutlich unter dem von isolierten Zusätzen.

 

 

 

 

 

 

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