Teure Spezialversicherungen

Für Drohnen oder Hunde ist der Abschluss meist Pflicht

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Von Wolfgang Mulke

17. Jan. 2017 –

Über peinliche kleine Missgeschicke reden Menschen lieber nicht. So gehört auch eine nicht repräsentative Beobachtung eines Reparaturbetriebs für Mobiltelefone zu den unbelegten Wahrheiten. „Bei jedem zweiten Schaden ist das Handy in die Toilette gefallen“, berichtet der Inhaber. Gerade Frauen trügen das Gerät vorzugsweise in der Gesäßtasche der Hose. Da passiere so ein Malheur schnell. Wasserschäden oder gesplitterte Displays sind die wohl häufigsten Schäden beim Smartphone. Deren Beseitigung kann schnell teuer werden. Bei Apples iPhone 6 zum Beispiel kostet der Austausch des kleinen Bildschirms mehr als 100 Euro. So werben Versicherungen offenkundig erfolgreich für spezielle Handyversicherungen, die dieses finanzielle Risiko angeblich übernehmen. Bis zu drei Millionen Verträge sind es einer Schätzung des Verbraucherportals Finanztip.de mittlerweile.

Doch Fachleute stehen diesen Policen skeptisch gegenüber. „Wenig Schutz für viel Geld“, urteilte beispielsweise die Stiftung Warentest. Denn die Versicherung beinhaltet zwar in der Regel Schäden durch Feuchtigkeit oder Fallenlassen. Doch warnen Verbraucherschützer davor, dass die Anbieter sich Hintertürchen offenlassen, zum Beispiel die Verweigerung einer Zahlung bei grober Fahrlässigkeit. Oft werden die Verträge gleich beim Kauf den neuen Smartphone mit angeboten. Davon rät Finanztip ab: „Niemals eine Versicherung direkt beim Handykauf abschließen.“

Die Kosten für eine Police sind mit zehn bis 20 Prozent des Neupreises eines Gerätes recht hoch. Oft komme es zu Streit mit der Versicherung, wenn tatsächlich etwas passiert, das Handy zum Beispiel herunterfällt und nicht mehr funktioniert. „Selten sind die Umstände genau definiert“, betont Finanztip. Die Interpretationsspielräume würden von Versicherungen gerne dazu genutzt, sich aus der Haftung herauszureden. Deshalb raten die Experten vor dem Abschluss einer Police zu einem genauen Studium der Vertragsbedingungen. Dies sei im Geschäft kaum möglich. Besser sei es, die verschiedenen Angebote in Ruhe im Internet zu vergleichen. „Sie sollten alles genau durchrechnen“, empfiehlt mit Cosmos Direkt sogar eine Versicherung selbst.

Versichern lässt sich fast alles. Doch nur in wenigen Fällen ist eine Spezialpolice auch sinnvoll. „Handyversicherungen, Brillenversicherungen oder Reisegepäckversicherungen sind verzichtbar“, sagt die Sprecherin des Bundes der Versicherten (BdV), Claudia Frenz. Einerseits würden Schäden den Kunden nicht in finanzielle Schwierigkeiten bringen, andererseits blieben die Leistungen der Anbieter oft hinter den Erwartungen zurück. „So muss man das Reisegepäck am Bahnhof ständig in der Hand behalten, um Leistungen zu bekommen“, erläutert die Expertin. Ansonsten werde den Versicherten groß fahrlässiges Verhalten vorgeworfen.

Viele Schäden sind auch schon durch die Haftpflicht- oder eine Hausratversicherung abgedeckt. Selbst verursachte Defekte zählen allerdings nicht dazu. Ist jedoch ein anderer zum Beispiel für das zerbrochene Display verantwortlich, muss dessen Haftpflichtversicherung für die Kosten gerade stehen. Für den Fall, dass dieser nicht versichert ist oder nicht zahlen kann, gibt es bei manchen Haftpflichtversicherungen eine so genannte Ausfalldeckung, durch die der Schaden dann noch noch reguliert wird. Darauf sollten Verbraucher beim Abschluss achten, sagt Finanztip-Experte Eric Brandmayer, „eine Ausfalldeckung ist absolute Pflicht.“

Bei einigen Spezialversicherungen hängt es von der indivuellen Situation ab, ob sich eine Police lohnt. So hält der BdV sehr teure Musikinstrumente oder professionelle Kameraausrüstungen durchaus für versicherungswürdig. Bei einer Mietkautionsversicherung hängt es nach Einschätzung der Fachleute von den Gegebenheiten ab. „Nicht sinnvoll, außer man kann die Kaution wirklich nicht stellen“, betont Brandmayer. Der BdV rät eher ab. Dabei erscheint das Produkt durchaus attraktiv, vor allem für Mieter mit kleinem Geldbeutel. Dabei übernimmt die Versicherung das Risiko des Mietausfalls gegen eine Gebühr, die vom jeweiligen Angebot abhängt. Dafür muss der Mieter dann die Kaution, die oft drei Monatsmieten ausmacht, nicht stellen.

Manche Spezialversicherung ist mittlerweile auch Pflicht. Vom Auto her kennt man es. Hobbypiloten, die Drohnen in den Himmel aufsteigen lassen, müssen sich noch daran gewöhnen. Denn eine Haftpflichtversicherung ist hier Pflicht. Besitzer sollten zunächst einen Blick in die Bedingungen ihres privaten Haftpflichtvertrages schauen. Einige Policen decken auch Schäden durch kleine Drohnen ab, wenn sie als Spielzeug gewertet werden. „Die meisten Drohnen, die sich für den Betrieb im Freien eignen, dürften rechtlich kein Spielzeug mehr sein“, erklärt Peter Graß vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Die Kosten variieren in der Regel je nach Einsatz der Flugkörper, der Deckungssumme und auch des Startgewichtes.

Hunde haften auch

Auf rund neun Millionen schätzt das Portal Statista die Zahl der Hundebesitzer in Deutschland. So zutraulich die Haustiere auch sein mögen, können sie doch schnell Schäden verursachen. Bisswunden müssen es nicht sein. Auch ein verschmutzter Perserteppich kann zu Schadenersatzansprüchen durch dessen Besitzer führen. In fast allen Bundesländern müssen Kampfhunde haftpflichtversichert sein, in einigen Ländern gilt die Pflicht für alle Hunde. Das Verbraucherportal Finanztip rät zu einer Deckungssumme von fünf Millionen Euro. Für einen Mops kostet das zum Beispiel im Jahr je nach Anbieter und Selbstbeteiligung zwischen 40 Euro und 60 Euro.

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