Top oder Flop?

Pro Abwrackprämie

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Von Hannes Koch

02. Sep. 2009 –

Sichert die Abwrackprämie Arbeitsplätze?

Mit der Prämie hat die Regierung Hunderttausende Arbeitsplätze geschützt – genau richtig angesichts der Wirtschaftskrise. Auch in den kommenden Monaten drohen keine Massenentlassungen. Denn die Abwrackprämie hat den Autoverkauf im Vergleich zu den Vorjahren nicht auf abenteuerliche Höhen getrieben. 2009 melden die deutschen Autokäufer etwa 3,6 Millionen Fahrzeuge neu an – weniger als beispielsweise 1999. Die Wirtschaft kann mit solchen Boomjahren und den dazwischen liegenden Tälern offenbar gut umgehen, ohne dass es zu gigantischen Verwerfungen kommt. Die Sorge, dass demnächst 6.500 Autohändler schließen müssen, grenzt deshalb an Panikmache. Weil sich die Wirtschaft schneller erholt, als ursprünglich angenommen, werden auch nächstes Jahr viele Autos verkauft. Prognosen sagen, dass die Neuanmeldungen 2010 nur wenig unter der Normalmenge von rund drei Millionen liegen werden.

Lohnt sich der Milliardenaufwand?
Die Ausgaben dienen der gesamten Volkswirtschaft. Einen großen Teil des Geldes zahlen die Autohersteller und Händler als Löhne an ihre Beschäftigten. Diese finanzieren damit ihr tägliches Leben und sichern durch diese Nachfrage Arbeitsplätze in allen anderen Branchen. Nur deshalb geht es Deutschland gegenwärtig noch so gut: Die Binnennachfrage der Verbraucher läuft insgesamt erstaunlich stabil, während der Export nachgelassen hat.


Wer ist Nutznießer der Prämie?
Anders als die Rettungspakete für Banken kommt die Abwrackprämie direkt den Bürgern zugute. Im Sinne einer gerechteren Verteilung staatlicher Mittel dient sie den so genannten „kleinen Leuten“ - den Beschäftigten und Konsumenten. Außerdem profitiert die deutsche Wirtschaft überdurchschnittlich. Fast 65 Prozent aller in Deutschland angemeldeten Fahrzeuge wurden auch hier hergestellt. Durch die Abwrackprämie stieg zwar der Anteil importierter Kleinwagen – dem steht aber gegenüber, dass der Automarkt ein weltweiter ist. Von der Verschrottungsprämie in den USA profitiert unter anderem VW, weil diese Autos sparsamer sind als die dicken US-Modelle.

Hilft der Kaufrausch der Umwelt?
Die Prämie kam zur rechten Zeit. Sie unterstützt den Wandel auf dem Automarkt von großen, spritfressenden zu kleineren, umweltfreundlicheren Fahrzeugen. Die Bürger erwarben vermehrt kleine Fahrzeuge, weil sich die Prämie von 2.500 Euro im Vergleich zum Kaufpreis dabei besser rechnete. Ein ökologischer Fortschritt ist auch eingetreten, weil alte Spritschlucker durch effiziente Autos ersetzt wurden.


Sollte der Staat der Wirtschaft weiter durch Subventionen helfen?
Das Prinzip der Abwrackprämie kann man grundsätzlich in andere Bereiche der Wirtschaft übertragen. Es ist sinnvoll, dass der Staat technische und ökologische Modernisierungen finanziell unterstützt. In der Energieerzeugung klappt das sehr gut. Warum soll man nicht auch den Erwerb umweltfreundlicher Kühlschränke und Waschmaschinen fördern?

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