Türkei-Urlaub

Fragen und Antworten

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Von Wolfgang Mulke

24. Jul. 2017 –

Warum betrifft der politische Streit zwischen Deutschland und der Türkei normale Urlauber?

Die Bundesregierung erwidert die vermutlich grundlose Inhaftierung deutscher Staatsbürger mit einer diplomatischen Feinheit. Das Auswärtige Amt hat die Reisehinweise für die Türkei verschärft formuliert und explizit auf den Umstand hingewiesen, dass Reisende dort festgenommen und ohne konsularischen Beistand festgehalten werden könnten. Auch raten die Diplomaten vor öffentlicher Kritik an der türkischen Regierung ab. Wer abends beim Bier über Präsident Erdogan meckert, kann demnach schnell in Polizeigewahrsam landen. So lautet die Botschaft der Diplomaten, die somit von Reisen an den Bosporus oder die Feriengebiete am Mittelmeer abraten.

Inwieweit wirken sich die Spannungen auf das Reiseverhalten aus?

Die Buchungszahlen sind schon deutlich zurückgegangen. Mit vier Millionen Gästen hat die Türkei schon im vergangenen Jahr einen kräftigen Rückgang hinnehmen müssen. In diesem Jahr verlieren die Zielgebiete in der Türkei wohl noch einmal ein Drittel ihrer Gäste.

Dürfen bereits gebuchte Reisen nun kostenlos storniert werden?

Auf eine Absage ohne Kosten besteht derzeit kein Anspruch. Denn das ist nur bei einer offiziellen Reisewarnung der Bundesregierung der Fall, die derzeit nur für sieben Länder gilt, zum Beispiel Syrien oder den Jemen. Im Falle der Türkei hat das Außenministerium keinen expliziten Verzicht auf einen Besuch in die Reisehinweise aufgenommen. Dort heißt es lediglich: „Personen, die aus privaten oder geschäftlichen Gründen in die Türkei reisen, wird zu erhöhten Vorsicht geraten.“ Und der Deutsche Reiseverband (DRV) sieht derzeit noch keinen Grund für die Veranstalter, bereits geplante Reisen abzusetzen. „Die Reisen für die Urlauber finden wie geplant stett“, teilt der Verband mit. Erst wenn Leib und Leben in Gefahr sind, wird eine Reisewarnung ausgesprochen und die Veranstalter holen die Urlauber zurück nach Deutschland.

Ist die Türkei generell ein unsicheres Reiseziel?

Die türkische Tourismuswirtschaft leidet nicht nur unter den zwischenstaatlichen Problemen, obwohl die Zielgebiete im östlichen Mittelmeer als weitgehend sicher gelten. Die Türkei wird immer wieder von Terroranschlägen heimgesucht. Daher rät das Außenministerium dazu, sich von großen Menschenansammlungen, insbesondere in den Städten, fernzuhalten. Unsicher ist auch das Gebiet an den Grenzen zu Syrien und dem Irak, in das Urlauber besser nicht reisen sollten. Aktuell kommen noch die Auswirkungen eines Erdbebens in der Ägäis hinzu, das laut Außenamt zu Beeinträchtigungen im Luft- und Fährverkehr führt und Schäden an der Infrastruktur verursacht hat.

Worauf sollten Reisende achten, die trotz der Krise dorthin fliegen möchten?

Reisende sollten sich in den Konsulaten oder der deutschen Botschaft in Istanbul in die sogenannte Krisenvorsorgeliste eintragen lassen. „Im Falle von Pauschalreisenden kann dies jedoch dadurch ersetzt werden, dass der Reiseveranstalter sich in einem Notfall an die zuständige Auslandsvertretung wendet und – soweit erforderlich – die von ihm erfassten Buchungsdaten zur Verfügung stellt“, heißt es beim Reiseverband. Darüber hinaus können sich Türkeiurlauber auf der Internetseite des Außenministeriums über aktuelle Entwicklungen im Feriengebiet informieren. Die Adresse lautet: www.auswaertiges-amt.de/DE/Laenderinformationen/00-SiHi/TuerkeiSicherheit.html .

Wie wichtig ist die Tourismus-Wirtschaft für die Türkei?

Die Branche ist ein immens wichtiger Arbeitgeber und Devisenbringer. Nach Angaben des Portals Statista trägt der Fremdenverkehr in der Türkei allein 12,5 Prozent zum gesamten Wirtschaftsleistung bei. Insbesondere viele kleinere Hotelbetreiber und Gastronomen leiden unter dem Rückgang der Besucherzahlen. In den Feriengebieten ist der amtierende Präsident Erdogan deshalb auch unbeliebt.

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