Umbau oder Pleite

Kommentar zu E.ON von Hannes Koch

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Von Hannes Koch

01. Dez. 2014 –

Die Energiewende hat gewonnen. Dafür kann es kein deutlicheres Zeichen geben, als den angekündigten Ausstieg des E.ON-Konzerns aus der Stromproduktion mit Atom-, Kohle- und Gaskraftwerken. Um sein Überleben zu sichern, will Deutschlands größtes Energieunternehmen seine konventionellen Kraftwerke verkaufen und sich unter anderem auf regenerative Energien konzentrieren.

 

Das Unternehmen reagiert damit nicht nur auf den hierzulande politisch beschlossenen Atomausstieg, der ihm das Geldverdienen mit AKW-Strom in spätestens acht Jahren verbietet. Hinzu kommt der Abschied von der Kohle, den Deutschland und andere Staaten wegen des Klimaschutzes planen. Auch bei Kohlekraftwerken sinken deshalb langfristig die Gewinne. Dieser Effekt macht sich schon jetzt bemerkbar, denn Wind- und Sonnenkraftwerke liefern immer mehr Elektrizität. Das große Angebot drückt den Marktpreis auch für Kohlestrom. Und die Ökoanlagen produzieren tendenziell billiger als ihre fossilen Konkurrenten. Wind und Sonne muss man nicht kaufen, Stein- und Braunkohle schon.

 

Wie meist bringen Fortschritte aber Rückschritte und Risiken mit sich. In diesem Fall will E.ON nicht nur die gefährlichen und dreckigen Atom- und Kohlekrafwerke loswerden, sondern auch die relativ umweltfreundlichen Anlagen, die Erdgas verfeuern. Ohne diese Übergangsvariante ist die Energiewende schwer zu bewerkstelligen. Es ist ein schlechtes Zeichen, wenn die E.ON-Manager auch Gaskraftwerke für langfristig unrentabel halten.

 

Und der Begriff „bad bank“, mit dem die grüne Energiepolitikerin Bärbel Höhn die geplante Auslagerung der Atomkraftwerke in Anlehnung an die Finanzkrise bezeichnet, könnte zutreffen. Wie damals bei der Absicherung maroder Banken mit Steuergeld werden möglicherweise auch die Atomkraftwerke ein Fall für die Allgemeinheit. Denn es erscheint fraglich, ob die neue E.ON genug Kapital haben wird, um den Abbau der Nuklearanlagen selbst zu finanzieren. Statt „too big to fail“ bei den Banken - zu groß, um pleitegehen zu dürfen – könnte es bei den AKW und ihrem hochradioaktiven, strahlendem Müll bald heißen „too hot to fail“.

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